Auch ein Jahr nach dem Erdbeben in der Südosttürkei und im Nordwesten Syriens ist die Lage der Bevölkerung von Normalität weit entfernt. “Immer noch sind viele Menschen gezwungen, in Behelfsunterkünften wie Zelten zu leben”, sagte Oliver Müller, Leiter von Caritas international, am Freitag in Freiburg. Gerade jetzt in den kalten und nassen Wintermonaten sei dies ein großes Problem.
Im Nordwesten Syriens, der Region um Idlib, sei die Bevölkerung wegen des seit 2011 herrschenden Bürgerkriegs ohnehin in einer sehr prekären Lage. 90 Prozent der rund 4,6 Millionen Bewohner seien bereits vor dem Beben auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen, 72 Prozent hätten sich nicht ausreichend ernähren können. “Das Erdbeben vor einem Jahr hat die Situation weiter verschärft”, so Müller. Zwei Millionen Menschen müssten in untauglichen Zeltsiedlungen leben.
Auch in den übrigen Landesteilen Syriens sei die Lage schwierig. “Fast 13 Millionen Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, fast drei Millionen leiden Hunger”, so die Caritas. Besonders vom Beben betroffen seien Homs und Aleppo, wo die Erschütterungen zu weiteren massiven Zerstörungen geführt hätten. Allein in Aleppo seien etwa 70 Prozent der Häuser und der Infrastruktur durch den Krieg und das Beben zerstört.
Im Südosten der Türkei, wo sich das Epizentrum des Bebens befand, seien rund 500.000 Menschen noch auf provisorische Containerunterkünfte angewiesen. Hilfe für die Menschen sei weiterhin dringend notwendig, betonte die Caritas.