Die Kritik an der Suizid-Präventionsstrategie von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält an. Der Caritasverband und die Ärzteschaft bemängelten, die Finanzierung sei nicht geklärt. Die bereits existierenden Angebote stünden damit weiter auf unsicheren Beinen, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Lauterbach hatte am Donnerstag die Suizid-Präventionsstrategie der Bundesregierung vorgestellt, mit der die Suizidrate gesenkt werden soll. Um Betroffene zu erreichen und das Thema Suizid zu enttabuisieren, kündigte er unter anderem eine Aufklärungskampagne und eine zentrale Krisendienst-Notrufnummer an. Welskop-Deffaa sagte: „Angesichts der steigenden Suizidzahlen, von denen Minister Lauterbach berichtet, wirkt es wie ein Hohn, dass es keine Idee zu geben scheint, wie die erfolgreichen Maßnahmen, die aufgelistet werden, finanziell abgesichert und fortgeführt werden sollen.“
Suizidprävention: Auch Ärztekammer skeptisch
Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt äußerte sich in Berlin ähnlich. Aus Sicht der Bundesärztekammer fehle „eine klare Zuordnung, wie bereits vorhandene und gut funktionierende Suizid-Präventionsangebote finanziell gesichert werden sollen“ und Doppelstrukturen vermieden würden. Lauterbachs Strategie-Entwurf sei ein erster Schritt, erklärte der Ärzte-Präsident. Nur eine gesetzliche Verankerung der Suizidprävention werde aber auch für eine finanzielle Absicherung der Maßnahmen sorgen, betonte Reinhardt.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte vor diesem Hintergrund einen Rechtsanspruch auf Suizidprophylaxe in der gesetzlichen Krankenversicherung. Dazu zählten Sprechstunden für suizidgefährdete Menschen, Behandlungsplätze und aufsuchende Therapie, sagte der Patientenschützer.