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Caritas: Immer mehr Menschen leben auf der Straße

Die Kältehilfe-Einrichtungen arbeiten in diesem Winter dem katholischen Sozialverband Caritas zufolge an der Belastungsgrenze. Die Berliner Caritas-Direktorin Ulrike Kostka beklagte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) insbesondere einen Mangel an Einrichtungen, die auch tagsüber geöffnet sind. Nötig sei auch ein Konzept für den Umgang mit Menschen, die zugleich wohnungslos und drogenabhängig seien, sagte sie.

Sowohl die Zahl der Obdachlosen als auch die Zahl der stark Drogenabhängigen unter ihnen nimmt laut Kostka zu. „Suchtmittelabhängige Menschen in der Kältehilfe stellen eine Herausforderung dar“, sagte sie: „Deswegen braucht es da spezialisierte Einrichtungen.“

In Berlin gebe es etwa 40.000 Wohnungslose, darunter Menschen, die in Gemeinschafts- und Notunterkünften untergebracht seien. „Mehrere Tausend sind wohnungslos auf der Straße, mit steigender Tendenz“, sagte die Caritas-Direktorin. „Die große Not beginnt oft nach dem Ende der Kältehilfe“, warnte sie. Deswegen seien ganzjährige Unterkünfte und Wohnungen entscheidend, die vermittelt werden könnten. Um Obdachlosigkeit vorzubeugen, müsste zudem die Räumung von Wohnungen verhindert werden.

Nötig seien auch Wohnkonzepte für Menschen, die wohnungslos waren und pflegebedürftig oder chronisch erkrankt sind, sagte Kostka: „Da erleben wir eine große Verelendung auf der Straße.“ Die Betroffenen müssten dringend in Wohngemeinschaften, Wohnmöglichkeiten oder Pflegeeinrichtungen kommen, betonte die Caritas-Chefin, die auch Vorsitzende der katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ist: „Es kann nicht sein, dass Menschen auf der Straße mit Wunden leben und letztendlich auch teilweise sterben.“

Kostka äußerte sich besorgt über die medizinische Versorgung von Obdachlosen. Bei der Caritas-Krankenwohnung mit 20 Plätzen klaffe eine finanzielle Lücke von rund 350.000 Euro pro Jahr. In der Wohnung würden Menschen mit schweren Erkrankungen behandelt. Die Caritas-Direktorin forderte eine langfristige finanzielle Sicherung der Krankenwohnung durch den Senat.

Bei Maßnahmen gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit dürfe nicht gekürzt werden, weil dadurch Menschenleben gefährdet würden, sagte die Caritas-Direktorin vor dem Hintergrund möglicher Sparmaßnahmen. Investitionen in Wohnungslosenhilfe, Vermittlung von Wohnungen und die Bekämpfung der Ursachen seien kostengünstiger als wenn immer mehr Menschen ihre Wohnung verlieren, betonte Kostka.