Ein Jahr Gutes tun: Der Bundesfreiwilligendienst ist bei jungen Menschen beliebt. Doch im Bundesetat sind entsprechende Mittel noch nicht freigegeben, der Haushaltsbeschluss ist offen. Organisationen schlagen Alarm.
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) steht derzeit für die Phase ab Sommer 2025 vor einer ungesicherten Finanzierung. Das bestätigte ein Sprecher des zuständigen Bundesfamilienministeriums am Donnerstag auf Nachfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Das Ministerium habe bereits vor mehreren Wochen beim Bundesfinanzministerium die Bereitstellung zusätzlicher sogenannter Verpflichtungsermächtigungen für das Jahr 2026 beantragt. “Seitdem warten wir auf eine finale Entscheidung”, so der Sprecher.
Das Problem habe sich ergeben, da der Bundeshaushalt 2025 noch nicht vom Bundestag verabschiedet wurde und daher die Verpflichtungsermächtigungen für 2026 noch nicht angepasst werden konnten, hieß es weiter. “In der Regel ist das ein weitestgehender Routinevorgang. Es wäre daher fatal, wenn die Bewerbung von BFD-Plätzen eine Unterbrechung erfahren müsste, weil sich gerade in dieser Phase des Jahres viele junge Menschen überlegen, nach dem Schulabschluss einen BFD zu machen.”
Zuvor hatten sich Nichtregierungsorganisationen wegen der ausstehenden Finanzierungsgarantien besorgt gezeigt. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) bangt mangels fester Zusage und Freigabe von Fördermitteln um Hunderte eingeplante Stellen im BFD. “Es wurden bisher etwa 100 Vereinbarungen geschlossen, die bis ins Jahr 2026 hineinreichen. Mit dem Kontingent, das der AWO jetzt zur Verfügung steht, könnten wir nur noch gut 100 weitere Vereinbarungen schließen, die von Sommer 2025 bis Sommer 2026 reichen”, erklärte die AWO auf KNA-Nachfrage. Die AWO-Träger planten aber für den gesamten Jahrgang 2025/26 mit 1.300 Plätzen für Bundesfreiwillige.
Um all diese Stellen besetzen zu können, müssten zunächst zugesagte Mittel auch schnellstmöglich freigeschaltet werden. Je später dies geschehe, desto weniger Plätze könnten besetzt werden. Liege erst im Oktober oder November ein finaler Haushaltsbeschluss vor, brächen die Strukturen voraussichtlich zusammen.
Der Deutsche Caritasverband bestätigte die finanziellen Schwierigkeiten beim Bundesfreiwilligendienst. Die Platzbelegung für 2026 sei mangels Freigabe der Haushaltsmittel nicht gesichert. “Damit droht auch bei der Caritas, dass in wenigen Wochen keine BFD-Vereinbarungen mehr geschlossen werden könnten”, erklärte der Verband auf KNA-Anfrage.
Das sei nicht nur für Interessenten ein Problem, sondern bedrohe den Dienst als Ganzes. Würden weitere Gelder erst im Sommer oder Herbst freigegeben, könnten der Jahrgang, also der Dienst 2025/26, nicht geplant und Plätze nicht besetzt werden. Ohne diese Stellen fehlten “helfende Hände in den benötigten sozialen Bereichen”. Über Jahrzehnte bestehende Strukturen im Engagementbereich würden abgebaut in einer Zeit, in der es an Milieu-übergreifende Begegnungsräume für mehr Zusammenhalt und Demokratie fehle.
Bereits im vergangenen Sommer hatten zahlreiche große Wohlfahrtsverbände und Nichtregierungsorganisationen über fehlende Mittel für den Bundesfreiwilligendienst geklagt. Das Bundesfamilienministerium hatte daraufhin bekräftigt, dass das Budget für das laufende sowie das kommende Jahr stabil gehalten werden könne und dem entspreche, was 2023 tatsächlich an Mitteln abgerufen worden sei.