Gleich nach dem Sturz von Syriens Machthaber Assad entbrannte eine Debatte über eine Rückkehr von Flüchtlingen. Dazu positioniert sich der katholische Flüchtlingsbischof. Ein weiterer Bischof blickt auf die Christen.
Der katholische Flüchtlingsbischof Stefan Heße kritisiert die Diskussion um eine Rückkehr syrischer Flüchtlinge nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad. Das sei “völlig unangemessen”, erklärte der Hamburger Erzbischof am Freitag. Sicher gebe es auch Geflüchtete, die zurückkehrten. “Aber: Wer aktuell die Erwartung nach schnellen Rückführungen schürt, blendet die Realität aus. So sehr wir alle uns ein Syrien wünschen, in dem Frieden herrscht und die Menschenrechte gewahrt werden: Aktuell ist überhaupt nicht absehbar, wie sich die Lage in Syrien entwickelt.”
Meldungen zeigten, wie viele Akteure und Interessen das Geschehen in dem Land beeinflussten, betonte der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn. “Ob wirklich Frieden einkehrt und das Land sich stabilisieren kann, lässt sich derzeit nicht sagen.”
Der neue syrische Regierungschef Mohammed al-Baschir hatte syrische Flüchtlinge in der ganzen Welt dazu aufgerufen, zurückzukehren: “Wir müssen unser Land wiederaufbauen und auf die Beine bringen und wir brauchen die Hilfe aller”, sagte er am Mittwoch der italienischen Zeitung “Corriere della Sera”. Auch in Deutschland war gleich nach dem Sturz Assads vor einer Woche eine Debatte über eine mögliche Rückkehr von Flüchtlingen entbrannt.
Heße appellierte mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten, Paderborns Erzbischof Udo Markus Bentz, an die Bundesregierung und die internationale Gemeinschaft, die syrische Bevölkerung im Übergangsprozess zu unterstützen. Beide sprachen mit Blick auf Syrien von einer “historischen Zäsur”.
Wegen des Bürgerkriegs, der Verbrechen der Terrormiliz “Islamischer Staat” und anderer Gräueltaten habe sich die Zahl der Christinnen und Christen in Syrien drastisch reduziert, so die Bischofskonferenz. “Während vor dem Bürgerkrieg die Zahl der christlichen Gläubigen mit etwa 1,5 Millionen angegeben wurde, sollen es heute nur noch etwa 300.000 Personen sein.”