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Bertelsmann-Chef Rabe tritt 2026 ab und stellt sich gegen AfD

Nach 15 Jahren an der Spitze von Bertelsmann will Thomas Rabe die Konzernwelt verlassen. Außerdem äußert er sich zum Thema KI und positioniert sich im Namen des ganzen Konzerns in Sachen AfD.

Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe will 2026 den Konzern verlassen. Im Interview der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Montag) kündigte der 58-Jährige an, dann auch nicht wie seine Vorgänger für einen Aufsichtsratsposten zur Verfügung zu stehen: “Ich werde die Konzernwelt verlassen, auch keine Aufsichtsratsmandate anstreben. Ich möchte dann frei sein.” Vorstellen könne er sich allenfalls eine Aufgabe als Unterstützer und Berater.

Beim Umgang mit KI plädierte Rabe für mehr Offenheit: “Da sind Google und Microsoft mit Open AI an der Spitze. Eine gewisse Regulierung ist erforderlich. Aber wenn wir zu schnell sind, regulieren wir, ohne KI richtig verstanden und die nötigen Erfahrungen gemacht zu haben.”

Mitarbeitende, die mit der AfD sympathisierten, sollten prüfen, ob sie zu Bertelsmann passten, forderte er darüber hinaus: “Wenn die AfD nicht für Toleranz und Weltoffenheit steht, sondern für das Gegenteil, dann widerspricht das den Werten von Bertelsmann diametral”, so Rabe: “Diese Mitarbeiter sollten sich prüfen, ob sie zu uns und unseren Werten passen. Wenn nicht, würde ich mir jedenfalls überlegen, ob Bertelsmann das richtige Unternehmen für mich ist.” Man müsse aber auch genauer analysieren, woher ein Phänomen wie die AfD komme.

In Deutschland sieht Rabe das Bertelsmann-Kerngeschäft auf Kurs. Das aus der Fusion der RTL-Sendergruppe und dem Verlagsriesen Gruner + Jahr hervorgegangene Angebot RTL + habe aktuell rund fünf Millionen Abonnenten. Damit das Geschäft ertragreich werde, brauche es aber neun bis zehn Millionen.

Bei den Streamingdiensten erwartet der Konzernchef in den nächsten Jahren eine Marktbereinigung: “Aktuell gibt es in Deutschland 27 Streamingdienste. Das ist viel zu viel.” RTL+ sei dabei neben dem eigenen Angebot “der natürliche Partner für andere Streamer”. Bei der RTL+ App habe man aber die Komplexität von Produkt und Technologie unterschätzt, daher habe die Markteinführung länger gedauert als geplant. Jetzt aber gebe es die App, und man könne sie mithilfe der Rückmeldungen verbessern. Konkrete Zahlen über Nutzer und Abrufe nennt Bertelsmann nicht. “Aber aus meiner Sicht ist der Start gelungen”, so Rabe.

Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler hatte seine Karriere bei der EU-Kommission und der Treuhandanstalt begonnen und war 2000 als Finanzchef zu RTL gewechselt. 2006 wurde er Finanzvorstand beim Mutterkonzern Bertelsmann und rückte 2012 an die Vorstandsspitze.