In Berlin haben am Samstag erneut weit über 100.000 Menschen gegen die AfD und das Erstarken des Rechtsextremismus demonstriert. Die Veranstalter sprachen von rund 300.000 Teilnehmern, die Polizei von mehr als 150.000 Teilnehmern. Zu der Kundgebung „#WirSindDieBrandmauer“ auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude hatte das Bündnis „Hand in Hand – Jetzt solidarisch aktiv werden!“ aufgerufen.
Anstatt einer geplanten Menschenkette fassten sich die Tausenden Demonstranten und Demonstrantinnen an den Händen und streckten sie in den Himmel. Auch in mehr als 100 anderen Städten gingen am Samstag Menschen gegen die AfD und zum Schutz der Demokratie auf die Straße.
Redner zahlreicher zivilgesellschaftlicher Organisationen forderten in Berlin die Verteidigung der Demokratie und einer solidarischen Gesellschaft. Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer rief dazu auf, gegen die Gleichgültigkeit aufzustehen: „Demokratie hat man nicht. Demokratie lebt man.“ Die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Anna-Nicole Heinrich, sagte, jetzt sei die Zeit, für die Vielfalt im Land einzustehen. Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Berlin-Brandenburg, Katja Karger, warnte vor zunehmenden Einfluss rechtsextremer Einstellungen in gesellschaftlichen Einrichtungen wie Schulen, Handwerkskammern, Sportvereinen oder Gerichten. Franziska von den „Omas gegen Rechts“ rief: „Die AfD ist keine Protestpartei, sie ist das Ende unserer Freiheit.“ Zudem gab es Auftritte der Band Revolverheld, der Rapperin Nina Chuba, der Sängerin Malonda und von Deichkind.
Den Aufruf „#WirSIndDieBrandmauer“ haben bislang mehr als 1.800 Organisationen unterzeichnet. Auslöser der Protestwelle im Januar war eine „Correctiv“-Recherche über ein Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und Unternehmern Ende November. Dabei war über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen worden. Seit dem finden im ganzen Land Protestveranstaltungen gegen die AfD statt. In Berlin hatten sich bereits vor zwei Wochen weit über 100.000 Menschen zu einer Demonstration versammelt.
Im Aufruf des Bündnisses „Hand in Hand“ heißt es unter anderem, „der rechten Normalisierung in Deutschland und Europa“ dürfe nicht mehr länger zugeschaut werden. Ängste vor Veränderungen, Verlust und Armut würden absichtlich geschürt. Menschen würden gegeneinander ausgespielt. Zugleich würden zwingende Aufgaben wie soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz zu lästigen Zumutungen abgewertet. „Respektlosigkeit, Anfeindungen und das Leugnen von Fakten dominieren Teile der gesellschaftlichen Stimmung.“ Die Abgrenzung gegenüber Verächtern der Demokratie wie der AfD schwinde, heißt es im Aufruf.