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Bergretterin: Durch Social Media überschätzen sich viele

Gipfelbesteigungen, bei Social Media gepostet, werden gerne nachgeahmt. Das habe zur Folge, dass immer mehr Menschen von der Bergwacht gerettet werden müssten, warnt eine Retterin – und plädiert für bessere Vorbereitung.

Anna Rabenbauer (26), Intensivkrankenschwester und Bergretterin, wünscht sich von Bergsteigern eine bessere Vorbereitung für ihre Touren. Es müsse klar werden, “dass der Berg keine Fehler verzeiht”, sagte sie am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im oberbayerischen Ramsau. Gerade wenn man etwas Größeres vorhabe, müsse man auf die Tourenplanung achten: “Habe ich die richtige Ausrüstung, passt die Tour zu meinen Fähigkeiten, was macht das Wetter? Habe ich vor allem einen Plan B in petto, falls etwas schief geht?”

Dafür sei es wichtig, sich vorab mit dem Gelände vertraut zu machen und die Karten zu lesen, damit man – im Fall der Fälle – wisse, wo man sich befinde, sagte Rabenbauer.

Die Zahl der Bergrettungseinsätze stieg zuletzt teils deutlich; 2023 verzeichnete etwa die Bergwacht Ramsau den Rekord von 131 Einsätzen. Als Ursache sieht Rabenbauer gleichermaßen die Überschätzung des persönlichen Könnens sowie die Unterschätzung des Wetters.

Durch Postings auf Social Media zögen viele falsche Schlüsse: “Man sieht auf Instagram, wo der- oder diejenige war, das schaut toll aus, und die Leute denken sich: ‘Wenn der das kann, dann schaff’ ich das auch!’. Sie wissen aber nicht, ob derjenige vielleicht davor einen Kurs gemacht hat oder jedes Wochenende aktiv ist. Bei Instagram entsteht oft so ein Trugbild”, sagte Rabenbauer.

Grundsätzlich wünsche sie sich mehr Verständnis der Betroffenen für die Arbeit von Bergrettern: Viele Menschen hätten “nicht auf dem Schirm, dass wir das in unserer Freizeit und als Ehrenamt machen. Die meinen, wir warten in der Wache darauf, dass ein Einsatz kommt und wir endlich Arbeit haben. Aber das ist halt nicht der Fall. Sondern jeder von uns lässt daheim alles liegen und stehen, egal ob du gerade beim Kochen, beim Sport oder sonst was warst.”

Am Mittwoch startet in der ARD-Mediathek die Doku-Serie “In höchster Not – Bergretter im Einsatz”. Darin wird auch Anna Rabenbauer bei ihrer Arbeit gezeigt.