Der Autor Andreas Pflüger wundert sich, dass die Berliner Antidiskriminierungsklausel wieder aufgehoben wird und betrachtet die Verknüpfung von Religion und Macht mit Skepsis.
Der Erfolgsautor Andreas Pflüger ist erstaunt über das plötzliche Aus der neuen Antidiskriminierungsklausel für die Kulturförderung in Berlin. “Man sollte doch davon ausgehen, dass die Hausjuristen der Kulturverwaltung das vorab geprüft hatten”, sagte er am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. So wirke es nun wie ein “Einknicken vor einem dubiosen Protest von Teilen der Kulturszene, in der ein salopper Antisemitismus schon lange ekelhaft präsent” sei.
Pflüger, der in Berlin lebt, sagte, diesen Künstlern sei es nicht möglich, den Angriff der Hamas am 7. Oktober als das zu benennen, was er sei: “Ein barbarischer, durch nichts zu rechtfertigender Terrorakt, der Israels militärische Reaktion mehr als rechtfertigt.”
Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) hatte aufgrund von juristischen Bedenken die erst im Dezember eingeführte Regelung für die staatliche Kulturförderung am Montag gestoppt. Die Klausel war von Anfang an im Kulturbetrieb umstritten.
Pflüger, der für seinen größtenteils in Russland spielenden Ost-West-Thriller “Wie Sterben geht” den Deutschen Krimipreis 2023 erhielt, sieht eine Verknüpfung von Religion und Politik generell mit Skepsis: “Religion taugt zu Trost und Seelenrettung, aber sie bringt, wenn sie instrumentalisiert wird, seit jeher auch das Schlechteste im Menschen hervor. Menschenhasser nutzen sie gern zur Rechtfertigung für ihre Verbrechen, siehe den gottlosen Putin und seinen Spezi Kyrill, den Patriarch von Moskau”.
“Dem Kreml-Diktator gelinge es in ähnlicher Weise wie den Hamas-Führern, die westliche ‘Intelligenz’ für seine Zwecke zu instrumentalisieren”, sagte Pflüger. “Von Seiten der Hamas werden zu der Berliner Kulturszene keine Klagen kommen.”
Pflüger stammt ursprünglich aus Thüringen und wuchs in Saarbrücken auf. Während seines abgebrochenen Theologie-Studiums fuhr er in Berlin Taxi. Nach zahlreichen Arbeiten als Drehbuch-Autor, unter anderem für “Tatort” und “Ein Fall für Zwei”, veröffentlichte er in den vergangenen Jahren literarisch anspruchsvolle Thriller wie “Operation Rubikon” (2004), “Geblendet” (2019) und “Ritchie Girl” (2021).