Noch im vergangenen Jahr hat Silke Gablenz-Kolakovic, Künstlerische Leiterin am Liebhabertheater Großkochberg bei Rudolstadt, das Bundesverdienstkreuz für ihre ehrenamtliche Arbeit verliehen bekommen. Nun ist das Projekt akut gefährdet. Eine bereits in Aussicht gestellte Landesförderung für das Haus durch den Freistaat Thüringen wird doch nicht kommen. Über die möglichen Folgen der Entscheidung spricht sie mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
epd: Frau Gablenz-Kolakovic, das Liebhabertheater Großkochberg hat einen Hilferuf in die Kulturlandschaft entsandt. Ohne Landesförderung wird ihre Spielstätte nach 2024 schließen müssen. Was ist passiert?
Gablenz-Kolakovic: Uns geht das Geld aus. Seit 2004 haben wir hier ein Theaterprogramm aufgebaut, das immer größeren Anklang gefunden hat. Wir haben damals mit Klavierkonzerten und Lesungen angefangen, dann kamen erste Schauspielproduktionen, dann die ersten Opernproduktionen zusammen mit renommierten Ensembles und Künstlern wie etwa der „lautten compagney Berlin“. Irgendwann waren wir mit unseren Eigenproduktionen auch international unterwegs, beispielsweise in Malta oder in der Schweiz. Mit hochkarätigen Spezialisten geben wir inzwischen Meisterkurse und betreiben für unsere Aufführungen musikwissenschaftliche Forschungen. Und das alles im Ehrenamt.
epd: Wie schaffen sie das?
Gablenz-Kolakovic: Unser Verein hat 140 Mitglieder in ganz Deutschland und darüber hinaus, die das Theater unterstützen. Rund um unsere Angebote haben wir einen Stamm von etwa 20 Ehrenamtlichen aus der Region, die vom Einlass, über die Garderobe bis hin zur Maske zum Gelingen unserer Aufführungen beitragen. Ich selbst arbeite ehrenamtlich 60 Stunden die Woche für das Theater. Dank eines großzügigen Sponsors konnten wir in den vergangenen Jahren eine halbe Assistentenstelle finanzieren. Doch dieses Geld geht zur Neige. Um das Theater auf dem Niveau gesichert weiter betreiben zu können, haben wir einen jährlichen Zuschuss von 240.000 Euro beim Freistaat Thüringen beantragt.
epd: Mit welchem Ergebnis?
Gablenz-Kolakovic: Die Haushaltslage gibt es nicht her, das Förderprogramm sei überbelegt, wurde uns mitgeteilt.
epd: Und das bedeutet für das Theater?
Gablenz-Kolakovic: Wenn es so kommt, bedeutet es für das Theater das baldige Aus. Für die Kultur und den Thüringer Kulturtourismus wäre das eine Katastrophe. Jährlich haben wir etwa 5.000 Gäste. Und unser Haus hat ja nur 70 Plätze. Die Gäste kommen aus ganz Deutschland. Reiseveranstalter bieten Reisen zu unseren Aufführungen an, überregionale Tageszeitungen haben Leserreisen zu unserem Theater im Angebot. Unser Verschwinden würde eine nicht zu schließende Lücke aufreißen. Das Liebhabertheater Schloss Kochberg ist europaweit die einzige Bühne, die am authentischen Ort eines klassizistischen Hauses aus der Zeit von 1800 Werke der damaligen Epoche in Oper, Schauspiel und Konzert so aufführt, wie sie damals gespielt wurden. Das gibt es wirklich nur bei uns.
epd: Wie groß ist ihre Hoffnung, dass sich eine Lösung findet?
Gablenz-Kolakovic: Ich würde keinen Hilferuf in die Welt setzen, wenn ich keine Hoffnung hätte. Zum Glück genießt unser Haus und unsere Arbeit ja Ansehen sowohl in der Staatskanzlei als auch bei der Landtagsopposition. Aber es muss halt etwas passieren.
epd: Sonst?