Die katholische Kirche wächst vor allem in Afrika und Asien – da bietet sich asiatischer Papst geradezu an. Ein Kandidat wäre der japanische Kardinal Kikuchi; ein Ordensmann, vertraut auch mit Afrika und mit Köln.
Manche Merkmale machen einen Kardinal für Kollegen schwer wählbar. Die Zugehörigkeit zu einem katholischen Orden ist freilich kein Ausschlusskriterium – obwohl nach Papst Franziskus die Chancen für einen weiteren Jesuiten schlecht stehen dürften. Zumeist agieren diese Gemeinschaften international; Ordensleute kennen mehr als nur eine lokale Kirche.
Das gilt auch für Kardinal Tarcisio Isao Kikuchi (66) von den Steyler Missionaren. Der Erzbischof von Tokio kennt gleich zwei Kontinente mit hohen Wachstumsraten für die katholische Kirche – Asien und Afrika. Und auch der säkularisierte Westen ist ihm nicht fremd.
Geboren wurde Tarcisio Isao Kikuchi an Allerheiligen, dem 1. November 1958, in Miyako im Norden Japans. Dort wuchs er mit einem Schweizer Missionar auf, der in ihm den Wunsch weckte, selbst Priester zu werden. Kikuchi trat den Steyler Missionaren bei und wurde 1986 geweiht. Sein Orden schickte ihn für sechs Jahre ins westafrikanische Ghana. Anschließend war er für die Ausbildung junger Ordensmänner in Japan zuständig.
Von 1999 bis 2004 leitete Ikuchi dort die nationale Niederlassung der Steyler Missionare. Dann ernannte ihn Johannes Paul II. zum Bischof von Niigata. Franziskus schließlich machte ihn 2017 zum Erzbischof von Tokio und nahm ihn im Dezember 2024 ins Kardinalskollegium auf.
Der als eher liberal geltende Vorsitzende der Japanischen Bischofskonferenz verbindet Kontinente und Religionen. Von sich selbst behauptet Kikuchi, dass sich in seiner Spiritualität Elemente aus West und Ost mischten. Darum setzt sich der 66-Jährige für den Dialog mit anderen Religionen ein, insbesondere in Asien. Die katholische Kirche versteht er als eine Institution der “Einheit in Vielfalt”, offen für alle Menschen – “alle, alle, alle”, wie Franziskus gesagt hätte.
Seine Zeit als Seelsorger in abgelegenen Gebieten Ghanas und als freiwilliger Helfer in Flüchtlingslagern in der heutigen Demokratischen Republik Kongo haben den Ordensmann stark geprägt. Seit Jahrzehnten setzt sich der Japaner karitativ ein. Besonders die Themen Migration und Flucht sind ihm wichtig. Wie für Papst Franziskus zählen sie für ihn zu den größten Herausforderungen der katholischen Kirche. Gleiches gilt für den Schutz der Umwelt.
2023 wurde Kikuchi zum Präsidenten der weltweiten Dachorganisation der Caritasverbände gewählt. Der Hauptsitz von Caritas Internationalis befindet sich in Rom; Kikuchis Kenntnisse der romanischen Sprachen Italienisch, Spanisch und Französisch sind jedoch noch ausbaufähig. Durch sein Studium in den USA spricht er aber fließend Englisch.
Verbindungen zu Deutschland unterhält der Japaner nicht nur, weil der Gründer seines Ordens vom Niederrhein stammt. Arnold Janssen (1837-1909) aus Goch gründete die Steyler Missionare 1875 in Steyl an der deutsch-niederländischen Grenze. Die Erzbistümer Tokio und Köln verbindet eine jahrzehntelange Partnerschaft. So gibt es in seinem Online-Bischofstagebuch auch ein Foto vom Kölner Dom, umgeben von japanischen Schriftzeichen; gemeinsam mit einem Gebetsaufruf für die Menschen im rheinischen Erzbistum.