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Armeniens dramatische jüngere Geschichte – eine Chronologie

Die Armenier durchlebten im 20. und 21. Jahrhundert viele traumatische Phasen. Zur Kaukasus-Reise von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) nennt die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) wichtige Stationen:

1877/78: Russisch-osmanischer Krieg auf dem Gebiet Armeniens. Der Berliner Kongress im Juni 1878 bringt Sicherheitsgarantien und Reformversprechen für die von Ostarmeniern bewohnten türkischen Provinzen. Das christliche Armenien ist faktisch zwischen Russland und dem Osmanischen Reich aufgeteilt – mit Billigung des Westens. Die Politik gegenüber den Armeniern unter Sultan Abdul Hamid II. (1876-1909) wird repressiver.

1894-1897: erste Massaker an Armeniern im Osmanischen Reich

ab 1905: Erstarken der Jungtürken

1911: Nach dem Sturz Abdul Hamids II. 1909 beschließen die Jungtürken ein Türkisierungsprogramm.

1914: Geheimvertrag der Osmanen mit Deutschland, Generalmobilmachung und Kriegseintritt der Türkei

1915/18: Im Osmanischen Reich werden zwischen 300.000 und 1,5 Millionen christliche Armenier, Pontos-Griechen, Assyrer und Aramäer ermordet. Historiker sprechen vom “ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts”.

März 1918: Russland tritt im Frieden von Brest-Litowsk Gebiete an das Osmanische Reich ab. Türkische Truppen fallen in den Kaukasus ein und werden von armenischen Truppen gestoppt.

28. Mai 1918: Unabhängigkeitserklärung der Republik Armenien (1918-1920).

1920: Der Friedensvertrag von Sevres sieht einen unabhängigen armenischen, auch von der Türkei anerkannten Staat vor. Doch dazu kommt es nicht. Die Rote Armee besetzt die Republik Armenien, Machtübernahme der Sowjets.

1923: Der Friedensvertrag von Lausanne revidiert den Vertrag von Sevres zugunsten der Türkei. Ende Oktober wird die Türkische Republik ausgerufen, die sich große Teile des armenischen Stammlands einverleibt. Armenien ist faktisch wieder aufgeteilt, diesmal zwischen der Türkei und Sowjetrussland.

1936: Armenien wird auch förmlich Sowjetrepublik (bis 1991).

Dezember 1988: Im Erdbeben von Spitak werden mindestens 20.000 Menschen getötet und rund eine Million obdachlos.

September 1991: Unabhängigkeitserklärungen der zweiten Republik Armenien und der mehrheitlich von Armeniern bewohnten Republik Berg-Karabach. Letztere gehört völkerrechtlich zum benachbarten Aserbaidschan.

1992-1994: Krieg mit Aserbaidschan um die Region Berg-Karabach

2017: Die Republik Berg-Karabach, die bislang international von keinem UN-Mitgliedstaat anerkannt wird, nennt sich fortan Republik Arzach.

2018: Sturz der langjährigen autoritären Regierung von Sersch Sargsjan durch eine “samtene Revolution”.

2020: Wiederaufflammen der Gefechte um Berg-Karabach. Mit überlegenen Waffen aus der Türkei erobert Aserbaidschan namhafte Teile der Region.

Dezember 2022: Aserbaidschan blockiert die einzige Straßenverbindung zwischen Armenien und Berg-Karabach, den sogenannten Latschin-Korridor. Seit Juni 2023 lässt Aserbaidschan keinerlei Versorgung oder Hilfslieferungen mehr durch.

September 2023: Nach neuerlichen Bombardierungen muss Berg-Karabach militärisch kapitulieren. Jerewan hat nichts zuzusetzen. Rund 120.000 Armenier verlassen das Gebiet Richtung Kernland.