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„Arche für die Kunst“

Ausstellung. „Points of Resistance“ in der Zionskirche in Berlin-Mitte

Von Ulrike Mattern 

Die Zionskirche in Berlin-Mitte ist wieder ein temporärer Kunstort. Im Rahmen der „Offenen Kirche“ können Besucherinnen und Besucher bis Ende April dort die Ausstellung „Points of Resistance“ sehen. 55 internationale Künstlerinnen und Künstler bespielen vom Keller bis zur Empore die Räumlichkeiten, zum Teil mit aktuellen Werken sowie Klassikern. Zu letzteren gehören etwa „Der bemooste Stein“ von Otto Piene, eine der letzten Arbeiten des 2014 verstorbenen Lichtkünstlers, der „Kunstpranger“ von Günther Uecker, ein mit Nägeln gekrönter Baumstamm, und das Video „Tempest (Study for the Raft)“ des amerikanischen Videokünstlers Bill Viola. 

„Die Zionskirche wird zu einer Art Arche für die Kunst“, schreibt Stephan von Wiese in einem Essay über die Ausstellung, die er zusammen mit Constanze Kleiner und Rachel Rits-Volloch kuratiert hat. Sie schaffe ein Gegenmodell „zum drohenden Verblassen der Kunst in reine Digitalität“. Die künstlerischen Werke fügen sich in den „Schutz- und Wirkraum für Andersdenkende“ ein, den die Kurator*innen an diesem Ort mit einer Bezugnahme auf den Widerstand im National­sozialismus verankern, etwa durch Dietrich Bonhoeffer, der für kurze Zeit an der Zions­kirche wirkte, und die Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“, die in der Umgebung des Gotteshauses einige Treffpunkte hatte. Widerständigkeit prägte ebenso die Phase in den 1980er Jahren mit der Unterstützung der Kirchengemeinde für die Friedensbewegung und der Umwelt-­Bibliothek, die einen Platz in den Keller­räumen fand.

Im Kontrast zu diesem sich in den Vordergrund drängenden Zugriff auf markante historische Einschnitte mit weitreichenden Folgen im Umfeld der Zionskirche wirkt das Widerstandsprofil der aktuellen Präsentation eher indifferent. Aber ohne theoretischen Ballast genießt man Einzelwerke auf abblätterndem Putz wie „Burning“ von David Krippendorff, der Rhett Butler und Scarlett O’Hara aus einer zentralen Filmszene in „Vom Winde verweht“ gelöscht hat und in seiner Bleistiftzeichnung allein die brennende Häuser in Atlanta während des amerikanischen Bürgerkriegs stehenlässt. Oder die drei Ölgemälde von Kerstin Dzewior mit Protagonistinnen, die in ihrem Setting wie aus der Zeit gefallen wirken, mit Leerstellen, die Platz für Fantasie lassen. 

„Points of Resistance“, Gruppenausstellung in der Zionskirche, Zionskirchplatz, 10119 Berlin. Bis 25. April, täglich 13–18 Uhr. Informationen zu Führungen unter www.points-of-resistance.org