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AOK: Finanzielle Belastung von Pflegeheimbewohnern steigt stark

Die finanzielle Belastung von Pflegeheimbewohnern ist in Deutschland im vergangenen Jahr laut einer Studie stark gestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2022 gab es bei den pflegebedingten Zuzahlungen einen Anstieg von 19,2 Prozent, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Nach Einschätzung des Instituts werden die finanziellen Belastungen der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen zudem weiter steigen.

In NRW legten die pflegebedingten Eigenanteile im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt mit 15,1 Prozent etwas weniger stark zu. „Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass die bisherigen politischen Maßnahmen nicht ausreichen, um die finanziellen Belastungen der Pflegeheimbewohnenden zu begrenzen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Nord-West, Tom Ackermann. „Wir brauchen dringend wirksame und nachhaltige Lösungen zur finanziellen Entlastung der Betroffenen.“ Notwendig sei auch eine „ehrliche Diskussion darüber, was die Pflegeversicherung als Teilleistungssystem künftig übernehmen soll und welchen Anteil die beitragszahlenden Arbeitnehmer und Arbeitgeber daran haben“.

Der Analyse zufolge bekamen die Bewohner von Pflegeheimen in NRW Ende des Jahres 2023 von der Pflegeversicherung durchschnittlich 514 Euro pro Monat erstattet. Durchschnittlich 814 Euro mussten sie selbst für die Pflege zuzahlen, hinzu kamen im Schnitt 1.156 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 583 Euro für Investitionskosten. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Gesamtbelastung von 2.553 Euro pro Monat für 2023.

Die Belastung liegt damit ungefähr auf dem Niveau vor der Einführung der nach Wohndauer gestaffelten Zuschläge zur Entlastung, die seit dem 1. Januar 2022 greifen. Bei den Pflegebedürftigen mit langer Wohndauer haben diese Zuschläge für eine deutliche Entlastung gesorgt. So zahlten Bewohner mit einer Wohndauer von mehr als drei Jahren – dies sind etwa 40 Prozent der vollstationär Pflegebedürftigen – im vergangenen Jahr für ihre pflegebedingten Eigenanteile durchschnittlich 399 Euro. „Insgesamt ist der Trend zu immer höheren Eigenanteilen allerdings ungebrochen“, betonte Ackermann.

Eine Maßnahme, die schnell umsetzbar wäre, ist nach seinen Angaben die Herausnahme der Ausbildungskosten aus den Eigenanteilen. Und auch die Länder seien gefordert, ihren Teil zur Entlastung beizutragen, hieß es. Die Investitionskosten der Pflegeheime sollten nicht mehr weiter den Pflegebedürftigen aufgebürdet werden. Sie müssen stattdessen als Teil der Daseinsvorsorge vollständig von den Ländern getragen werden.