Soltau. Als “Anker-Anke” tritt sie bei den Kindern im Holiday-Camp auf, für tiefergehende Gespräche legt sie dann ihr Piratenkostüm zur Seite und ist regelmäßig in der Heidenhof-Kapelle anwesend: Anke Westphal bietet Seelsorge im Soltauer Heide-Park – sozusagen zwischen Kreuz und Achterbahn. “Mir ist es wichtig, den Leuten von Gott zu erzählen. Ich will den Glauben weitergeben, will Kirche an einem anderen Ort erlebbar machen”, beschreibt sie ihre Aufgabe. In ihr Amt hat Superintendent Heiko Schütte sie jetzt eingeführt.
Schon während der Schulzeit war die gebürtige Mindenerin in der Jugendarbeit aktiv, nach dem Abitur wollte sie ursprünglich Medizin studieren. Doch nach einem Freiwilligendienst in einem Krankenhaus in Südafrika hat sie gemerkt: Das ist doch nicht ganz das, was sie sucht. So folgte die Diakonenausbildung am Johanneum in Wuppertal. Und der Heide-Park? Den Freizeitpark kannte sie von Ausflügen, aber die alte Kapelle neben dem Eingang war ihr dabei nicht aufgefallen. Das änderte sich bei einem Praktikum in der Freizeitanlage bei ihrer Vorgängerin Anke Rieper. “Die Arbeit hat mich fasziniert. Dann war ich auf Stellensuche, sah die Stellenausschreibung, und da war mir klar, was ich mache”, sagt sie lächelnd. Dass sie doch nicht in den weißen Arztkittel geschlüpft ist, bedauert sie dabei nicht – im Gegenteil. Die Arbeit als Diakonin passe besser zu ihr: “In der Medizin geht es um die körperliche Heilung, hier um den ganzen Menschen”. Dazu gibt es das kirchliche Angebot im Heide-Park – mit der alten Heidenhof-Kapelle, einem Holzbau aus dem 14. Jahrhundert und bis in die Gegenwart ein Ort der Stille, der Besinnung, des Atemholens inmitten des Trubels.
Gott findet man im Alltag
Tagsüber ist Anke Westphal dort zu finden. Aber sie sitzt nicht auf den alten Holzbänken und wartet auf Besucher, die immer wieder neugierig hereinschauen. “Wenn ich sitze, kommen die Leute nicht. Ich putze, richte die Blumen und komme so ins Gespräch”. Dann berichtet sie von sich, von ihren Erfahrungen von “Gott als Fundament, als Wegbegleiter”, so komme sie gut ins Gespräch, erzählt die Diakonin. “Zeugnishaft leben” nennt sie das. “Das funktioniert besser als theologische Wahrheiten”. Dabei merke sie immer wieder: “Für viele ist es das erste Mal, dass sie jemanden treffen, der an Gott glaubt”. Andere hätten mit Kirche nur bei besonderen Gelegenheiten zu tun, bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen oder in Krisen. Doch Westphal findet das Angebot gerade im Freizeitpark wichtig. “Das zeigt auch, das Gott einfach dazugehört. Man findet Gott im Alltag”.
Aber in der Kapelle gibt es natürlich nicht nur Gespräche. Wer selbst etwas aufschreiben möchte, eine Bitte, ein Gebet, für den hängt an der Wand der “Briefkasten an Gott”. Und um die Menschen neugierig zu machen, zu zeigen, dass Kirche nicht langweilig und realitätsfern ist, sorgt die Diakonin immer wieder für interaktive Stationen. Eine wasserfeste Bibel gehört zum Beispiel dazu. “Das will jeder probieren” – und liest so die eine oder andere Bibelstelle.
Auch das Piratenkostüm, das Angebot für Kinder und Jugendliche, ist mehr als reine Unterhaltung: Anke Westphal macht mit den Kindern eine Schatzsuche, erzählt Geschichten von der “Landratte Jesus” und macht mit ihnen eine “Piratenausbildung”. “Piraten sein”, sagt die Diakonin, “das steht auch für Zusammenhalt, für Füreinander-da-Sein – und das sind christliche Werte”.