Bald jährt sich der Terrorangriff der Hamas auf Israel zum ersten Mal. Bis dahin kann man in Sozialen Netzwerken jeden Tag Stimmen lauschen, die sagen, warum Judenhass eine Gefahr ist.
Mit einer neuen Aktion in den Sozialen Medien soll bis zum ersten Jahrestag der Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober gegen Antisemitismus angegangen werden. Seit Montagabend ist “#50tagelaut” auf Instagram, Facebook und TikTok vertreten, wie der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit als Organisator in Bad Nauheim mitteilte. Jeden Tag bis zum 7. Oktober wird demnach eine prominente Stimme unter anderem aus den Bereichen Religion, Politik und Sport zu hören sein. Zum Auftakt warnte der hessische Beauftragte gegen Antisemitismus, Uwe Becker, vor den Gefahren für die Demokratie durch Judenhass.
Der Generalsekretär des Koordinierungsrates, Jan-Ulrich Spies, sprach zur Einführung von einem “beispiellosen Aufflammen” von offenem Antisemitismus in Deutschland und Teilen der Welt. Auch richtete er sein Augenmerk auf eine “schweigende Mehrheit” in der Gesellschaft. “Es ist an der Zeit, dass wir unsere Solidarität mit Jüdinnen und Juden deutlich machen.” Mit Blick auf die Kampagne betonte er: “Alle diese Stimmen wollen unsere Gesellschaft wachrütteln.” Sie sollten als Vorbilder dienen.
Die Zahl der gemeldeten gegen Jüdinnen und Juden gerichteten Vorfälle in Deutschland hatte im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht: 4.782 erfasste Fälle sind laut Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) 80 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Verband registriert auch Vorkommnisse, die unterhalb der Schwelle zur Strafbarkeit liegen. Allein nach dem 7. Oktober 2023 dokumentierte Rias bis Ende 2023 mehr Vorfälle als im gesamten Jahr 2022, nämlich 2.787. Das Bundeskriminalamt hatte für 2023 mit knapp 5.200 judenfeindlichen Straftaten ebenfalls einen Höchststand und fast doppelt so viele Delikte wie im Vorjahr erfasst. Mehr als die Hälfte der Taten wurden nach dem 7. Oktober verübt.