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Ägyptisches Schleusernetz mit Millionenumsatz zerschlagen

Es ist ein einträgliches Geschäft: Bis zu 10.000 Euro kostet die Überfahrt nach Europa. Behörden haben jetzt einen Ring ägyptischer Schleuser aufgedeckt. Ägypten und die EU vereinbaren eine engere Zusammenarbeit.

In einer von der EU koordinierten Aktion haben Ermittler ein ägyptisches Schleusernetz ausgehoben. Sieben Verdächtige wurden in Italien, Deutschland, Albanien, der Türkei und Oman verhaftet, wie die Polizeibehörde Europol in Den Haag am Mittwoch bekanntgab. Die Kriminellen hatten demnach vor allem durch ägyptische Skipper Migranten von der Türkei nach Italien und Griechenland gebracht und bis zu 10.000 Euro pro Person kassiert. Die Gesamteinnahmen des Netzwerks lägen schätzungsweise in zweistelliger Millionenhöhe, so Europol.

Ebenfalls am Mittwoch schlossen Europol und Ägypten ein Arbeitsabkommen, nach dem beide Seiten bei der Bekämpfung von Terrorismus, Drogenhandel, Schleuser- und Bandenkriminalität enger zusammenarbeiten wollen. Die Unterzeichnung fand in Kairo im Rahmen der zweiten Ministerkonferenz des sogenannten Khartum-Prozesses statt; in diesem erörtern Länder vom Horn von Afrika und europäische Staaten gemeinsame Maßnahmen gegen Menschenhandel und Schleuserwesen.

An der Europol-Operation beteiligten sich von deutscher Seite die Landespolizei Rheinland-Pfalz und die Generalstaatsanwaltschaft Zweibrücken, wie die EU-Behörde mitteilte. Begonnen hatten die Ermittlungen im Mai 2022, nachdem die italienische Küstenwache ein von Ägyptern betriebenes Segelschiff mit 87 Migranten afghanischer und syrischer Herkunft abfing. Italienische Ermittler deckten daraufhin eine Reihe ähnlicher Transporte auf, die von demselben kriminellen Netzwerk organisiert wurden.

Die Schlepper gingen dabei arbeitsteilig vor. Aufgaben reichten von der Rekrutierung von Skippern über die Kommunikation mit den Kunden über soziale Medien bis zur Zahlungsabwicklung und der Bereitstellung von Unterkünften. An der Aufdeckung wirkte laut der Mitteilung eine spezielle Taskforce von Europol mit. Diese war von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch auf der italienischen Insel Lampedusa im September 2023 ins Leben gerufen worden.

An dem Treffen zum Khartum-Prozess nahm EU-Migrationskommissar Magnus Brunner teil. Nach Angaben der EU-Kommission besprach er in Kairo mit Partnerländern Entwicklungen auf dem Feld der Migration und Sicherheit. Dabei traf Brunner auch mit Ägyptens Außenminister Badr Abdelatty und Innenminister Mahmoud Tawfik zusammen.