Afrika ist mehr als ein Kontinent “voller Armut, Krieg und Elend”, weiß Filmemacher John A. Kantara. Immer wieder reist der Berliner nach Afrika. In seiner neuen Dokumentation zeigt er den dortigen Innovationsmut.
Viele Menschen in Europa halten Afrika für ein Land. Doch der Kontinent besteht aus 54 Ländern, in denen 1,4 Milliarden Menschen leben, die 2.138 unterschiedliche Sprachen sprechen. Mit der Zukunft des zweitgrößten Kontinents der Welt befasst sich die 3sat-Dokumentation “Afrika – Power-Kontinent im Aufbruch” in der Reihe “WissenHoch2” um 20.15 Uhr am 19. September. Der Film veranschaulicht den Einfallsreichtum in Wissenschaft, Technologie und Medizin.
Als in Bonn geborener Sohn eines ghanaischen Vaters und einer deutschen Mutter hat sich der Berliner Filmemacher John Amoateng Kantara schon immer für den afrikanischen Kontinent interessiert. Als Journalist ist der 60-Jährige oft dort und durfte viele spannende Geschichten über ungewöhnliche Menschen erzählen. Reisen in Afrika sind laut Kantara aufwändig, weil die Transportmöglichkeiten häufig bescheiden sind und sich alles immer verzögert. “Man braucht zum Reisen Zeit und Geduld, besonders in Afrika”, sagte John A. Kantara der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Filmemacher hat für den Dokumentarfilm zwei Reisen unternommen hat – eine im Dezember 2023 nach Ghana und Nigeria und eine weitere im März und April 2024 nach Uganda und Kenia.
Bei seinen jüngsten Besuchen ist Kantara eigenen Angaben zufolge einmal mehr deutlich geworden, was ein offenes Geheimnis ist: In Zukunft muss Afrika in seiner Entwicklung Entwicklungssprünge machen, um gegen den Klimawandel gewappnet zu sein. Schließlich leben 70 Prozent der Afrikaner in Küstenregionen wie Kenia, die vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind.
Für das Jahr 2050 wird laut Kantara in Afrika eine Bevölkerungsgröße von etwa 2,5 Milliarden Menschen erwartet. Wie sein Film zeigt, entstehen auf dem Kontinent deshalb auch neue Ideen für Gebäude. Im nigerianischen Lagos arbeitet man beispielsweise an einer schwimmenden Stadt, die sich dem Meeresspiegel anpassen kann.
Ein Vorbild kann ausgerechnet Makoko sein, der größte Slum in Afrikas Finanzmetropole Lagos: Er umfasst eine Fläche so groß wie München und besteht aus Pfahlbauten. “In einem Slum wie Makoko zu drehen, ist wirklich schwierig. Man kann in Lagos nicht auf die Straße gehen und einfach filmen. Wir wurden von schwer bewaffneten Polizisten bewacht, schon um die Area-Boys, das sind lokale Gangs, davon abzuhalten, uns zu bedrohen oder auszurauben”, erinnert sich John A. Kantara an die Gefahren der Dreharbeiten.
Bevölkerungswachstum und Klimakrise sind in Afrika große Herausforderungen. Durch Wissenschaft und Innovationen weist das Zukunftslabor Afrika inzwischen zehn der 20 weltweit am stärksten wachsenden Volkswirtschaften auf. Auf dem Kontinent mit der jüngsten Altersstruktur entwickeln zunehmend mehr junge Wissenschaftler neue Ansätze, die globale Probleme auch in Europa lösen könnten. So senken die vom kenianischen Mikrobiologen und Programmierer Jack Oyugi entwickelten Technologien in der Futtermittelproduktion die Preise von Kraftfutter.
Schon heute werden die ostafrikanischen Länder Kenia und Uganda zu über 90 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt. Dies nutzen zwei Unternehmer aus dem ugandischen Kampala, um den Transportverkehr mit Klein-Motorrädern – genannt “Boda Boda” – von Benzin auf Elektrik umzustellen: “Gerade die Geschichte vom Boda-Werk und seinen Chefs Jakob Hornbach und Janos Bisasso hat mich enorm beeindruckt. Die beiden deutschen Ingenieure zeigen, wie die Energiewende in Afrika funktionieren kann”, sagt Kantara.
Der interessante Dokumentarfilm zeigt ein wichtiges Wachstum an Ideen, Einfallsreichtum und Wirtschaftskraft. “Afrika ist ein Kontinent der Chancen”, so Kantaras Fazit. Afrika sei mehr als ein Kontinent voller Armut, Krieg und Elend, “da ist auch so viel mehr”. Die Entwicklung Afrikas könne so zu “einer Chance für alle werden”.