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3. Oktober: Nur mit euch

Von Bischof Markus Dröge

Dieses Jahr richtet das Bundesland Berlin den Tag der Deutschen Einheit aus. Das Motto „Nur mit euch“ ist gut gewählt. Es weitet den Blick. Viele Menschen waren beteiligt daran, dass dieses Land wieder zu einer Einheit zusammenwachsen konnte. Mutige Menschen haben die Mauer zu Fall gebracht. Russland, die USA und unsere europäischen Partner in Frankreich und England haben die Einheit ermöglicht. Menschen in Ost und West wirken daran mit, dass die Einheit gestärkt wird. „Nur mit euch“ lädt ein zum Perspektivwechsel. Für mich allein gibt es die Einheit nicht. Viele haben daran mitgewirkt, dass Deutschland wieder vereint werden konnte. Nur gemeinsam bringen wir dieses Land voran. Nur gemeinsam entwickeln wir die Idee von dem Land, in dem wir miteinander leben wollen.

Ich erlebe zurzeit viel Wut in unserm Land. Sie entlädt sich gegen Menschen anderer Herkunft und gegen „die da oben“. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk sieht diese Wut in der Nach-Wendezeit begründet: „Viele haben nach dem großen Aufbruch und den oft unrealistischen Erwartungen 1989/90 schmerzliche Erfahrungen sammeln müssen: Arbeitslosigkeit, sinnlose Umschulungen, Abwanderungen, Entindustrialisierung.“ Sie haben zudem erlebt, dass die errungene Freiheit oft schnell wieder ungut besetzt wurde. Nicht immer haben sie selber über die weitere Entwicklung der Stadt, des Landkreises oder Landes bestimmen können. Oft waren es andere, von außen, die das Zepter in die Hand genommen haben. Oft waren die Veränderungen schneller und umfassender als die betroffenen Menschen sie verarbeiten konnten.

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