Insgesamt 100.000 Menschen haben am Samstag in Düsseldorf an der wohl größten Kundgebung in NRW gegen Rechtsextremismus und gegen die AfD teilgenommen. Diese Zahl nannten am Sonntag neben der Polizei auch das breite Bündnis der Veranstalter. „Die Menschen wollten am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust ein deutliches Zeichen für eine offene und vielfältige Gesellschaft“ in Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen und Deutschland setzen, erklärte Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) in einer Bilanz der Großdemonstration. Auch die Polizei betonte, dass die Demonstration in der NRW-Landeshauptstadt „sehr friedlich“ verlaufen sei. Polizeidirektor Thorsten Fleiß erklärte, „die Versammlungsteilnehmer haben ein friedliches Miteinander gezeigt“.
„Nie wieder darf ein solches Menschheitsverbrechen geschehen wie der Holocaust. Es darf in Deutschland nie wieder eine Politik der Ausgrenzung, der Entrechtung und der Vernichtung von Teilen unserer Gesellschaft geben,“ rief der Düsseldorfer OB Keller bei der Abschlusskundgebung auf den Düsseldorfer Rheinwiesen den Demonstranten zu.
Schon vor dem Beginn der Auftaktkundgebung vor dem Gewerkschaftshaus in Düsseldorf hatte sich abgezeichnet, dass die Zahl der erwarteten 30.000 Teilnehmer deutlich größer sein würde. Während die ersten Demonstranten bereits gegen 13.45 Uhr nach einem Zug durch die City die Rheinwiesen erreicht hatten, strömten viele zehntausend Teilnehmer mit Transparenten und Fahnen immer noch zum Ausgangspunkt der Demonstration.
Die Großveranstaltung am Samstag in Düsseldorf stand unter dem Motto „Gegen die AfD. Wir schweigen nicht! Wir schauen nicht weg! Wir handeln“. Aufgerufen zu der Großdemo hatten die Initiative „Düsseldorf stellt sich quer“, der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Düsseldorfer Appell. Auch Verbände, die Religionsgemeinschaften sowie Kultur- und Sporteinrichtungen hatten sich dem Aufruf angeschlossen.
Wenn das, was die AfD plant, in Deutschland Realität werde, „dann kommen wir alle vor, auch diejenigen, die die Demokratie stärken wollen und jene, die für Menschenrechte und den Rechtsstaat eintreten“, mahnte der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Düsseldorf Heinrich Fucks. Fucks ist auch Sprecher des Düsseldorfer Appells und bezog sich auf das Treffen der AfD mit Rechtsextremen im November vergangenen Jahres in Potsdam, bei dem die Deportation von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund diskutiert worden war. „Wir wissen jetzt, wie ernst es ist. Wir setzen uns weiter für unsere Demokratie ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass und treten der AfD entgegen.“
Auf Transparenten der Demonstrationsteilnehmer, die durch die Düsseldorfer Innenstadt zogen, hieß es unter anderem: „Die Duldung der AfD ist abgelaufen!“, „AfD – ein Fliegenschiss!“, „Aufgepasst. Es ist 5 vor 1933“. Unter den Teilnehmern waren auch viele Familien mit Kindern und Ältere. Auch Gewerkschafter, Mitglieder der verschiedenen demokratischen Parteien und Angehörige der verschiedenen Religionen in der Stadt.
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel sagte: „Wir lassen uns als freiheitliche, offene Gesellschaft nicht unsere Werte rauben.“ Wenn Rechtsextreme herumfantasierten, sie könnten Menschen aus Deutschland ausweisen, dann irrten sie gewaltig. „Wer gegen Menschen mit Migrationshintergrund ist, ist gegen alle Menschen in Deutschland. Wer gegen queere Menschen ist, ist genauso gegen alle Heteros. Wer gegen Muslime oder Jüdinnen ist, ist genauso gegen alle Christen.“