Infolge des Terrorangriffs der Hamas auf Israel gibt es zunehmend Kritik am Weltgebetstag der Frauen am 1. März kommenden Jahres, der von Frauen aus Palästina vorbereitet wird. Die Texte und Bilder der Materialien „dämonisieren Israel“, schrieb der Bochumer evangelische Theologieprofessor Günter Thomas an die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, und die EKD-Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich vor der am Sonntag in Ulm beginnenden EKD-Synode. Beide müssten darauf hinwirken, dass die Materialien für den Weltgebetstag zurückgezogen und grundlegend überarbeitet werden.
Zuvor hatte bereits der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) die Organisatorinnen und Organisatoren des Weltgebetstages aufgefordert, das bisherige Material zurückzuziehen und die Texte für den Weltgebetstag 2024 so zu überarbeiten, dass sie den Opfern des Hamas-Israel-Krieges gerecht werden. Das bekannt gewordene Material enthalte „falsche und tendenziös politische Aussagen, die im Zusammenhang als antisemitisch zu klassifizieren sind“.
Materialien seien nicht erst mit dem Pogrom der Hamas antisemitisch gewesen
Der Theologe Thomas kritisierte, die Materialien seien nicht erst mit dem Pogrom der Hamas am 7. Oktober antisemitisch gewesen, „sie waren es schon vorher“. In ihrer „tendenziösen Auswahl und Ikonografie“ enthielten die Texte und Bilder einen israelbezogenen Antisemitismus. „Sie delegitimieren die Existenz des Staates Israel“, bilanzierte er.
Sollte das für den Weltfrauentag angefertigte Titelbild der Künstlerin Halima Aziz aufgrund von deren Statements nach dem 7. Oktober in Deutschland zurückgezogen werden, so sei das Problem nicht gelöst, so der an der Ruhr-Universität Bochum lehrende Thomas. Die Bilder von Halima Aziz durchziehe ein „eliminatorischer Antisemitismus, der unkritisch übernommen wird“. Selbstverständlich müsse man auch auf palästinensische Christinnen hören. Wenn diese aber israelbezogenen Antisemitismus verbreiteten, dann müsse ihnen widersprochen werden.
Weltgebetstags-Komitee will Materialien überarbeiten
Das deutsche Weltgebetstags-Komitee mit Sitz in Stein bei Nürnberg hat bereits angekündigt, die Materialien zu überarbeiten. „Tatsächlich braucht die Gottesdienstordnung eine Aktualisierung, eine Hinführung oder ein weiteres Vorwort etwa. Wir hoffen auf eine solche Aktualisierung durch das palästinensische Komitee“, hieß es. Ergänzend wolle das deutsche Komitee gegebenenfalls eigene aktuelle Bausteine zur Verfügung stellen. „Vom internationalen Komitee des Weltgebetstages (WDP) hätten wir uns allerdings eine klarere Distanzierung von der Hamas als Terrororganisation und ihrer Gewalt gewünscht“, hieß es weiter.
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Zur Kritik an der in Gaza aufgewachsenen jungen Künstlerin Halima Aziz erklärte der Weltgebetstag, das Titelbild für 2024 sei gemeinsam vom internationalen und vom palästinensischen Komitee ausgesucht worden: „Wir überprüfen die Vorwürfe, Halima Aziz habe sich nach den Anschlägen vom 7. Oktober über die sozialen Medien mit der Hamas solidarisch gezeigt. Sollten sich diese Vorwürfe bewahrheiten, werden wir uns klar distanzieren und diese Stellungnahme dem jeweiligen Material beilegen.“
In mehr als 150 Ländern wird am ersten Freitag im März mit ökumenischen Gottesdiensten der Weltgebetstag gefeiert. Die Liturgie kommt immer aus einem anderen Land, 2023 aus Taiwan. Der Weltgebetstag wurde von christlichen Frauen gegründet, aber inzwischen feiern auch Männer mit. Die Idee zu der inzwischen weltgrößten ökumenischen Basisbewegung von Frauen stammt aus den USA, wo sich Christinnen 1887 erstmals zu einem Weltgebetstag versammelten. 1927 wurde der erste internationale Gebetstag gefeiert, seit rund 70 Jahren auch in Deutschland.