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Zu wenig Organspenden – Ärztin: Misstrauen in Medizin seit Corona

Es gibt hierzulande zu wenig Organspenden – durchschnittlich etwa 900 pro Jahr. Mehr als 8.000 Menschen warten in Deutschland aber auf ein Spenderorgan. Eine Expertin plädiert für mehr Aufklärung.

Den Grund für die immer noch wenigen Organspenden in Deutschland sieht eine Expertin auch in der Corona-Pandemie. Die Transplantationsbeauftragte am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier, Verena Esch, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es gebe auch deshalb bundesweit immer weniger Organspenden, weil das Misstrauen in die Medizin seit Corona gestiegen sei. Zudem sei Selbstlosigkeit immer weniger attraktiv. “Die Menschen konzentrieren sich mehr auf sich selbst”.

965 Menschen gaben im vergangenen Jahr nach ihrem Tod ein Organ oder mehrere Organe für andere frei, so die koordinierende Deutsche Stiftung Organtransplantation. Das ist ein Anstieg um 11 Prozent im Vergleich zu 2022 – aber noch lange nicht genug: Mehr als 8.000 Menschen warten bundesweit auf ein Spenderorgan.

Oberärztin Esch empfahl eine breite Informationskampagne, um die Menschen besser aufzuklären und ihnen ihre Ängste zu nehmen. Die beiden drängendsten Fragen seien in der Regel, “ob man wirklich tot” sei; zudem machten sich viele Menschen darüber Sorgen, ob die Ärzte den Verstorbenen bei der Organentnahme auch “anständig” behandeln würden.

Esch: “Wir legen größtmöglichen Wert auf eine würdevolle Behandlung, achten etwa darauf, Wunden sorgfältig zu verschließen.” Von außen solle man dem Verstorbenen die Entnahme später nicht ansehen – auch, weil Angehörige sich verabschieden wollen. Ebenso folge die Feststellung des Hirntodes nach festen Kriterien in einem aufwändigen Verfahren. “Diese Diagnose muss zweifelsfrei sein”, so die Oberärztin.

Voraussetzung für eine Organspende ist in Deutschland die Todesfeststellung und die Zustimmung der verstorbenen Person zu Lebzeiten; ersatzweise müssen darüber die Angehörigen entscheiden. Der Hirntod – dabei fallen die gesamten Hirnfunktionen unumkehrbar aus – ist bisher maßgebliches Kriterium für die Feststellung des Todes.