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ZDF-Tragikomödie über einen Bestatter feiert das Leben

Eric sattelt vom Musikmanager zum Bestatter um, als bei seinem besten Freund ein Hirntumor diagnostiziert wird. Plötzlich müssen sich die feierfreudigen jungen Männer den letzten Fragen des Lebens stellen …

“Haben Sie irgendwelche Referenzen?”, fragt der Bestatter, bei dem sich Eric um eine Arbeitsstelle bewirbt. – “Ich war mal Grufti”, lautet dessen Antwort. Die überzeugt offenbar, jedenfalls bekommt Eric den Job. Tatsächlich arbeitete der junge Mann bis kurz zuvor noch im ganz anders gelagerten Musikbusiness – ehe er im Streit hinschmiss.

Die reale Vorlage für die fiktionale Figur des Eric ist Eric Wrede, der von ihn porträtierenden Medien gerne als “Deutschlands bekanntester Bestatter” vorgestellt wird. Die Tragikomödie “Sterben für Beginner” wird nun erzählt nach Motiven aus Wredes Sachbuch-Bestseller “The End. Das Buch vom Tod”. Sie handelt davon, wie aus dem Musikmanager (gespielt von Edin Hasanovic) ein seine neue Branche ziemlich umkrempelnder Bestatter wird. Teils durch Zufall, teils, weil bei Erics bestem Freund Alex (Max Hubacher) kurz zuvor ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert wurde. Das ZDF strahlt den von Benedikt Gollhardt geschriebenen und von Christian Klandt inszenierten Film am 5. Mai von 20.15 bis 21.45 Uhr aus.

Im Zentrum der Story stehen nicht nur die seit Kindheitstagen eng miteinander verbundenen Freunde, sondern auch Alex’ schwangere Freundin Karla (Svenja Jung) – eine eher ungewöhnliche Dreier-Konstellation. Stimmig gezeichnet ist das Milieu dieser einst aus der Provinz nach Berlin zugezogenen, noch immer feierwütigen, mittlerweile nur mehr mitteljungen Menschen.

Während Alex und Karla gemeinsam eine Kneipe betreiben, steht Eric nach seiner Kündigung im Musikbusiness erstmal “bei Null”, wie er es ausdrückt. Dann aber landet er im eingangs erwähnten Bestattungsinstitut von Volker Mutz (Peter Kurth). Der versteht seine Dienstleistung primär darin, der überforderten Kundschaft teure Särge aufzuschwatzen.

Überhaupt pflegt Mutz ein eher starres, technokratisches Berufsverständnis, bei dem Vorschriften im Mittelpunkt stehen, nicht Menschen. Von ihm lernt Eric vor allem, wie er es nicht machen möchte. Bei Mutz’ Nichte Anita (Luna Jordan), die die Leichen wäscht und herrichtet, dafür aber umso mehr: zum Beispiel, während der Arbeit Musik aufzudrehen, die dem oder der Toten (mutmaßlich) gefallen hätte. Auch daraus wird Erics Anspruch erwachsen, den Bestatterberuf dem Menschen zugewandt auszuüben – den Verstorbenen ebenso wie den Angehörigen: empathisch, individuell und frei von Tabus.

Mit dem Gesundheitszustand seines besten Freundes geht es derweil rapide bergab. Viel Platz räumt der Film Alex’ und Karlas verzweifeltem Ringen um ihr miteinander aufgebautes Leben, ihre leidenschaftliche Liebe und die zerbröselnde gemeinsame Zukunft mit Kind ein. Doch auch die sehr körperliche, kindlich-verspielt gebliebene Freundschaft zwischen Eric und Alex erhält ausreichend Raum – ebenso wie die mit der zentralen Tragödie einhergehenden Emotionen sämtlicher Beteiligter wie Trauer, Hoffnung, Wut, Verzweiflung, Resignation, Akzeptanz.

Stimmig und lebendig gezeichnet sind die hier auftretenden Figuren, aber auch ihre Beziehungen untereinander – zu den genannten gesellen sich noch Alex’ Eltern, verkörpert von Steffi Kühnert und Wolfram Koch. Die von den Haupt- bis in die Nebenrollen hinein hervorragend gespielten Charaktere treiben eine überzeugende Story voran, die sich in einer seltenen Balance zwischen Tragik und Komik, traurig und dennoch leichtfüßig bewegt.

Grundlage dafür ist ein Drehbuch, das in seinen Dialogen so präzise wie treffend ist und sich dabei auf das Wesentliche konzentriert, kaum jemals ein Wort zuviel verliert. Und eine sehr filmische Erzählweise, die Vieles über Blicke, Bilder und gelungene visuelle Einfälle zu vermitteln weiß. Ein wahrhaftiger Film über den Tod, der zu einer Feier des Lebens gerät – besser geht’s eigentlich nicht.