Die Zahl befristeter Arbeitsverträge steigt. Im Jahr 2022 hatten 3,24 Millionen abhängig Beschäftigte eine befristete Anstellung, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Das entspricht 8,7 Prozent aller Beschäftigten. Im Jahr zuvor gab es demnach noch 3,13 Millionen befristete Verträge. Zuerst hatte die „Augsburger Allgemeine“ (Donnerstag) über die Zahlen berichtet.
Der Antwort der Bundesregierung zufolge sind mehr als die Hälfte der Befristungen (58 Prozent) sachgrundlos. Das heißt, sie werden nicht mit einer nachvollziehbaren Begründung geschlossen, wie dies etwa bei einer Elternzeitvertretung wäre. Im deutschen Arbeitsrecht ist eine sachgrundlose Befristung bis zu 24 Monaten möglich, kürzer laufende Verträge können bis zu dieser Höchstdauer bis zu dreimal verlängert werden.
Den Angaben zufolge wurden im Jahr 2022 rund 406.000 befristet Beschäftigte in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernommen. 309.000 befristete Beschäftigungsverhältnisse wurden verlängert und 202.000 Befristungen beendet.
Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Susanne Ferschl, bezeichnete die hohe Zahl der Befristungen als „alarmierend“. Sie passe „so gar nicht zum beklagten Fachkräftemangel“, sagte sie. „Arbeitsverträge mit Verfallsdatum sind ein gezieltes Mittel, das Arbeitsrecht zu schleifen und Beschäftigte zu disziplinieren“, erklärte Ferschl. Die Möglichkeit, einen Arbeitsvertrag sachgrundlos zu befristen, müsse aus dem Teilzeit- und Befristungsgesetz gestrichen werden.