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Zahl ausländischer Pflegekräfte steigt stark an

Die Pflegebranche wächst. Dabei sind es zunehmend Fachkräfte mit ausländischen Wurzeln, die garantieren, dass Alte und Kranke in Deutschland versorgt werden können. Arbeitgeber suchen insbesondere außerhalb der EU.

Die Pflege in Deutschland wäre nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit ohne ausländische Fachkräfte längst zusammengebrochen. “Schon heute würde die Pflegebranche ohne ausländische Pflegekräfte kollabieren, denn fast jede vierte Pflegekraft im Altenheim hat eine andere Staatsangehörigkeit”, teilte die Bundesagentur am Freitag in Nürnberg mit.

In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Beschäftigten in Pflegeberufen um 22 Prozent gewachsen – auf insgesamt 1,72 Millionen Beschäftigte, erläuterte Vanessa Ahuja, Vorständin Internationales der Bundesagentur, anlässlich des Tages der Pflege am Montag. Dieses Beschäftigungsplus liege höher als in anderen Branchen. Seit drei Jahren werde das Wachstum ausschließlich von ausländischen Pflegekräften getragen. Mittlerweile liege der Anteil ausländischer Beschäftigter in allen Pflegeberufen bei 18 Prozent, so Ahuja. “Allein von Juni 2023 bis Juni 2024 wuchs die Zahl der Pflegekräfte mit ausländischer Staatsangehörigkeit um 27.000.”

Laut Bundesagentur kommen dabei immer weniger Pflegekräfte aus dem Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz. Ihre Zahl stieg im vergangenen Jahr nur um 3.000. Arbeitgeber suchten daher schon länger Personal auch außerhalb der Europäischen Union.

Inzwischen kommen viele neue Beschäftigte über das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ins Land. Allein 2024 sei die Zahl der Beschäftigten in der Pflege, die darüber eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bekommen haben, um 13.000 gewachsen, so die Bundesanstalt. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Programm “Triple Win”: Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) arbeitet die Bundesagentur mit Bosnien-Herzegowina, den Philippinen, Tunesien, Indonesien, Indien sowie Jordanien zusammen. Insgesamt liegt die Zahl der in Deutschland beschäftigten Pflegekräfte mit einer Staatsangehörigkeit der Triple-Win-Länder inzwischen bei rund 52.000.

Auch im Zuge der sogenannten Westbalkanregelung kommen regelmäßig Pflegekräfte nach Deutschland. 2024 stieg ihre Zahl um 4.000. Seit dem Start der Regelung 2015 hat sich die Zahl der in der Pflege Beschäftigten aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Serbien und der Republik Nordmazedonien auf etwa 51.000 beinahe verfünffacht.

Neben ausländischen Pflegekräften könnte nach Einschätzung der Agentur eine Verringerung der Teilzeitquote dabei helfen, den Bedarf an Fachkräften zu decken. So war 2024 rund die Hälfte der Pflegekräfte in Teilzeit tätig – gegenüber rund einem Drittel bei allen Beschäftigten. Auch von den beschäftigten Männern arbeite in der Pflege beinahe jeder Dritte in Teilzeit – bei allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Männern liegt der Teilzeitanteil bei 13 Prozent.

Unterdessen legte die Deutsche Krankenhausgesellschaft Vorschläge zur Weiterentwicklung des Pflegeberufs vor. Ziel sei es, den Pflegeberuf langfristig zu stärken, die Ausbildung attraktiver zu gestalten und Pflegefachpersonen bessere Entwicklungs- und Arbeitsbedingungen zu bieten, erklärte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Henriette Neumeyer in Berlin.

Zentral ist laut Krankenhausgesellschaft eine gezielte Nachwuchsförderung. Pflege sollte bereits in allgemeinbildenden Schulen präsenter gemacht werden – etwa durch die Verankerung in den Lehrplänen. Darüber hinaus sollten Pflegekräfte mehr Aufgaben übernehmen können, die bislang Ärzten vorbehalten seien. Fort- und Weiterbildungen sowie Studiengänge sollten künftig vollständig durch die öffentliche Hand oder die Krankenversicherungen finanziert werden, wie es hieß. Zusätzlich brauche es gezielte Förderprogramme für Pflegeforschung und pflegewissenschaftliche Innovation.

Als weiteren Baustein fordert die Krankenhausgesellschaft eine bundesweit einheitliche Ausbildung zur Pflegeassistenz. Zudem sollten Leiharbeitsverhältnisse begrenzt werden.