Düsseldorf – Die Wohlfahrtsverbände in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben am Internationalen Tag der Pflege auf das Engagement von pflegenden Angehörigen aufmerksam gemacht. „Es wird leicht übersehen, dass die überwiegende Mehrheit von Menschen, die auf pflegerische Hilfen angewiesen sind, von den eigenen Angehörigen zu Hause betreut wird, vor allem von Frauen“, erklärte Christian Heine-Göttelmann, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW, in Düsseldorf. Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW forderte einen deutlichen Ausbau der Kurzzeitpflege, damit sich pflegende Angehörige auch einmal erholen könnten.
Die Freie Wohlfahrtspflege erklärte, die Angehörigen brauchten gute Beratung, vielfältige Unterstützung und gesellschaftliche Anerkennung. In NRW gibt es nach Angaben der Verbände rund 770 000 Pflegebedürftige. Etwa 417 000 von ihnen, also mehr als zwei Drittel, würden von Angehörigen, Nachbarn oder Freunden gepflegt, hieß es. Um diese zu entlasten, seien Beratungsangebote und Selbsthilfegruppen wichtig. Für eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf müssten zudem Angebote der Kurzzeitpflege, Tages- und Nachtpflege ausgebaut werden, fordern die Wohlfahrtsverbände.
Dieser Forderung schlossen sich auch die Alzheimer Gesellschaften in NRW an. „Wir brauchen dringend weitere Bemühungen der Landespolitik und der Pflegekassen, die Heime zu einer Aufstockung ihrer festen Kurzzeitpflegeplätze zu bewegen“, erklärte die Verbandsvorsitzende Regina Schmidt-Zadel in Düsseldorf. Pflegende Angehörige von Demenzkranken hätten vielerorts größte Schwierigkeiten, selbst Monate im voraus einen Pflegeplatz zu finden, wenn sie selbst einmal Urlaub machen wollten.
Pflegende Familienmitglieder seien stark auf Unterstützung und Entlastung angewiesen, um angesichts der hohen Belastung nicht selbst zu erkranken, unterstrich Schmidt-Zadel. Deshalb unterstützten die Pflegekassen pro Jahr bis zu vier Wochen sogenannte Verhinderungspflege, wenn der pflegende Angehörige krank wird, Urlaub oder eine Reha braucht, sowie maximal vier Wochen Kurzzeitpflege. Es sei schlimm, wenn diese notwendige und gesetzlich zustehende Entlastung an fehlenden Kurzzeitpflegeplätzen scheitere.
„Die Situation der Angehörigen ist ja schon dadurch angespannt, dass sie wegen des fehlenden Pflegepersonals häufig auch keinen ambulanten Pflegedienst finden, der sie bei der häuslichen Betreuung ihrer Demenzkranken unterstützt“, beklagte die ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Schmidt-Zadel. „Auch hier werden weitere Initiativen der Politik nötig sein.“epd
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Würdigung für pflegende Angehörige
Um Pflegebedürftige kümmern sich in NRW vor allem Familie, Freunde oder Nachbarn