Die Versorgung Obdachloser mit Schlafplätzen im Winter wird immer schwieriger. Am Limit ist die Berliner Kältehilfe schon länger. In diesem Jahr wurde die Belastungsgrenze weit überschritten, kritisieren die Verbände.
Die Notversorgung Berliner Obdachloser in der kalten Jahreszeit ist den Wohlfahrtsverbänden zufolge weiter unzureichend. “Der vergangene Winter hat einmal mehr gezeigt: Die Kältehilfe hat ihre Belastungsgrenze weit überschritten – mit Ansage”, erklärte Diakonie-Vorständin Andrea Asch federführend für die Liga der Spitzenverbände am Montag in Berlin. Bereits im September habe man darauf hingewiesen, dass hunderte Plätze fehlten.
“Und wieder einmal konnte sich die Kältehilfe nur mit kurzfristig eröffneten, personell und räumlich schlecht ausgestatteten Angeboten durchlavieren. Kältehilfe wird zunehmend in ungeeigneten Immobilien mit unzureichenden Standards auf den Schultern von Ehrenamtlichen getragen”, kritisierte Asch und rief Land und Bezirke auf, gemeinsam ihrem Schutzauftrag für eine ganzjährige menschenwürdige Versorgung gerecht zu werden.
Caritas-Direktorin Ulrike Kostka mahnte: “Gesundheit ist ein Menschenrecht. Wir benötigen dringend ein gut aufgestelltes und auskömmlich finanziertes System der medizinischen Versorgung insbesondere für nicht krankenversicherte obdachlose Menschen.”
Mit der Berliner Kältehilfe schützen Kirchengemeinden, soziale Träger und Hilfsorganisationen wohnungslose Menschen von Oktober bis April vor dem Erfrieren. Von November bis März werden darüber hinaus noch zusätzliche Notübernachtungsplätze angeboten.
Im vergangenen Winter sei die Nachfrage bereits im Oktober steil nach oben gegangen: Mit 614 Plätzen in 25 Übernachtungsangeboten, sprich Notübernachtungen und Nachtcafés, habe die durchschnittliche Auslastung bei 91 Prozent gelegen. Ab November standen rund 1.000 Notschlafplätze zur Verfügung, Mitte Dezember wurden nochmals 172 Plätze aufgestockt. Bemerkenswert ist laut den Wohlfahrtsverbänden, dass in diesem Winter viele Einrichtungen auch im April noch geöffnet bleiben. So stehen in der ersten Aprilhälfte noch gut 1.100 Plätze zur Verfügung.