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Wirtschaftsinstitut: KI gefährdet Jobs von Freiberuflern

Die jüngste KI-Entwicklung hat einen gesellschaftlichen Boom ausgelöst, der sich auch auf den Arbeitsalltag niederschlägt. Freiberufler sind dadurch in ihrer Existenz bedroht, warnt ein Wirtschaftsinstitut.

Die Nutzung von generativer Künstlicher Intelligenz gefährdet laut einer neuen Studie zunehmend die Jobs von Freiberuflern. So ging in den ersten acht Monaten nach Veröffentlichung der Sprach-KI ChatGPT die Nachfrage nach digitalen freiberuflichen Tätigkeiten durchschnittlich um rund ein Fünftel zurück, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin am Mittwoch mitteilte.

Am stärksten von dem Rückgang waren demnach mit 30 Prozent Schreibtätigkeiten wie Korrekturlesen oder Ghostwriting betroffen. Auch bei der Software- und Webentwicklung habe es rund 20 Prozent weniger Anfragen an sogenannte Freelancer gegeben, im Bereich Grafikdesign sei es nach Veröffentlichung einer entsprechenden KI wie Midjourney oder Dall-E zu einem Minus von 17 Prozent gekommen.

Für die Studie hat das DIW Berlin den Angaben zufolge gemeinsam mit Forschern der Harvard Business School und der Imperial College Business School in London von Juli 2021 bis Juli 2023 über eine Millionen Aufträge, die auf einer Online-Plattform für Freelance-Arbeiten ausgeschrieben wurden, ausgewertet.

Die dabei beobachteten Nachfragerückgänge übersteigen demnach nicht nur saisonale Schwankungen auf der Plattform, sondern auch die Arbeitsplatzverluste, die durch Automatisierung in der Industrie verursacht werden. “Vor allem digitale freiberufliche Tätigkeiten, die durch kurzfristige und flexible Arbeitsaufträge gekennzeichnet sind, sehen sich bereits dem wachsenden Einfluss der Automatisierung durch generative KI-Technologien ausgesetzt”, so DIW-Forscher und Studienautor Jonas Hannane. “Dabei steht generative KI erst am Anfang, die Arbeitswelt dürfte sich also noch weiter und noch viel stärker als bisher verändern.”

Die Studienautoren fordern Unternehmen deswegen auf, stärker in Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie in technologische Weiterentwicklung zu investieren. Zudem sollten an Schulen und Universitäten entsprechende Weiterbildungsprogramme etabliert werden. “Wichtig ist, dass niemand abgehängt wird”, betonte Hannane. “Deshalb muss darauf geachtet werden, einen gleichberechtigten Zugang zu Bildungsangeboten zu gewährleisten, um Chancengleichheit und wirtschaftlichen Fortschritt in einer KI-geprägten Arbeitswelt sicherzustellen.”