In Hamburg findet rund jedes zehnte Kind unter drei Jahren (10,1 Prozent) laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) keinen Kitaplatz. Im Frühjahr 2024 hätten in der Stadt 5.700 U3-Kitaplätze gefehlt, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Studie des Kölner Instituts. Bundesweit fände mehr als jedes siebte Kind unter drei Jahren (13,6 Prozent) keinen Kitaplatz, 306.100 U3-Kitaplätze hätten deutschlandweit gefehlt. Der Osten Deutschlands schneide erheblich besser ab als der Westen.
Seit mehr als zehn Jahren gebe es für Kinder ab dem ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Doch noch immer gelinge es der Politik nicht, die Vorgabe zu erfüllen, kritisierte das Institut. Im Vergleich zu 2019 hat sich die Betreuungssituation laut Studie aber verbessert. Damals habe die Lücke bei bundesweit 358.000 Plätzen gelegen. In Hamburg hätten 6.700 Plätze gefehlt.
In Schleswig-Holstein gibt es den Angaben zufolge für rund jedes achte Kind unter drei Jahren (12,3 Prozent) keinen Platz, 9.100 Plätze fehlten dort. In Mecklenburg-Vorpommern gebe es dagegen nur für etwa jedes 25. Kind unter drei Jahren (3,9 Prozent) keinen Platz, dort hätten 1.300 Plätze gefehlt.
In Westdeutschland fehlt für etwa jedes siebte Kind unter drei Jahren ein Platz (14,7 Prozent). 277.900 Plätze gab es dort zu wenig. In Ostdeutschland fehlt für rund jedes 13. Kind unter drei Jahren ein Platz (7,6 Prozent). Dort mangelte es an 28.200 Plätzen.
Allerdings sei auch die Zahl der Geburten in den neuen Bundesländern im Vergleich zu 2016 um 25 Prozent zurückgegangen, im Westen hingegen nur um 9,6 Prozent. Daher könne es in ostdeutschen Ländern in den kommenden Jahren ein Überangebot geben, hieß es.
„Der Mangel an Kitaplätzen ist ein politisches Armutszeugnis“, erklärte IW-Bildungsexperte Wido Geis-Thöne. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei immer noch in weiten Teilen der Bundesrepublik stark eingeschränkt. Im Westen dürfte der Bedarf auf absehbare Zeit hoch bleiben. Im Osten müsse die Politik darüber nachdenken, das Betreuungsangebot zu reduzieren.
Grundlage der Berechnungen des Instituts sind Daten des Statistischen Bundesamts und des Familienministeriums. Der Bedarf an Plätzen wurde anhand einer im Auftrag des Bundesfamilienministeriums durchgeführten Befragung von Eltern zum Thema hochgerechnet.