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“Wir dürfen uns das Gut ‘Öffentlichkeit’ nicht kaputt machen lassen”

Am 12. September wird das Medienhaus Publix an der Hermannstraße in Berlin offiziell eröffnet. In dem roten Betonbau sollen künftig Journalistinnen und Journalisten arbeiten und Organisationen ein Zuhause finden, die sich für Pressefreiheit und Medienbildung einsetzen. Die Intendantin und Journalistin Maria Exner erklärt die Idee hinter dem Medienhaus.

epd: Was ist Publix?

Exner: Publix ist ein Innovationszentrum für Journalismus und die Zukunft der öffentlichen Meinungsbildung. Hier arbeiten unter anderem die Redaktion von Correctiv und die Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“. Die Idee hinter Publix ist, dass unterschiedliche Organisationen mit einem ähnlichen Fokus zusammenarbeiten und gemeinsam in die breite Öffentlichkeit hineinwirken können. Publix ist aber nicht nur ein Arbeitsort, sondern auch ein Ort für die Öffentlichkeit. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger informieren, Kontakte knüpfen oder einfach einen Kaffee in der Kantine trinken.

epd: Warum braucht es einen solchen Ort?

Exner: Unsere Demokratie befindet sich in einer Krise. Die Menschen sind verunsichert und können den Wahrheitsgehalt von Nachrichten immer weniger einschätzen. Hinzu kommt, dass sich unsere Medienlandschaft verändert hat – von einer Öffentlichkeit, die von großen Printmedien, Fernsehen und Radio geprägt war, hin zu einer digitalen Öffentlichkeit, die auf vielen verschiedenen Kanälen gleichzeitig stattfindet. Wir müssen also nicht nur Menschen in Medienkompetenz schulen, sondern auch die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten besser erklären. Das Haus ist eine Einladung, gemeinsam dafür zu sorgen, dass möglichst viele Menschen sich auch künftig aus vielfältigen, aber glaubwürdigen Quellen informieren können. Nur so können sie ihre Rechte als mündige Bürgerinnen und Bürger einer Demokratie wahrnehmen. Wir dürfen uns das Gut „Öffentlichkeit“ nicht kaputtmachen lassen.

epd: Ihr Haus steht im Berliner Stadtviertel Neukölln. Wieso haben Sie sich für diesen Standort entschieden?

Exner: Wir sind hier mittendrin in einem der multikulturellsten Stadtbezirke Deutschlands. Das ist der perfekte Ausgangspunkt, um sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie man guten Journalismus für multikulturelle Stadtbezirke macht und Menschen erreicht, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Denn auch das ist Teil der Demokratiekrise: Viele Medien erreichen einen großen Teil der Menschen, die in Deutschland leben, überhaupt nicht. Das wollen wir ändern. Teil unseres Netzwerks ist beispielsweise das Projekt „Amal“, eine Medienplattform, die lokale Nachrichten auf Arabisch, Ukrainisch und Farsi/Dari anbietet.