Traditionelle, teils über Jahrhunderte angewandte Techniken zur Bewässerung von Wiesen und Feldern gelten jetzt als immaterielles Kulturerbe der Menschheit. Dies entschied die Weltkulturorganisation Unesco bei ihrer Tagung in Kasane in Botsuana, wie die rheinland-pfälzische Landesregierung am Mittwoch in Mainz mitteilte.
Damit wird auch die Wiesenbewässerung am Rhein-Nebenfluss Queich in der Pfalz in die Kulturliste aufgenommen. Dort hat sich eine eigene Interessengemeinschaft aus Landwirten, Naturschützern und Politikern gegründet, um das mit 450 Hektar größte entsprechende Wiesenbewässerungssystem Deutschlands zu erhalten. An dem internationalen Unesco-Antrag hatten sich neben Deutschland auch Belgien, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich und die Schweiz beteiligt.
“Rheinland-Pfalz ist nicht nur reich an historischen Schätzen aus Stein und Gold, sondern auch an einzigartigen Kulturtechniken, die die Jahrhunderte überdauert haben”, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD). Der Sprecher der Interessengemeinschaft Queichwiesen, Pirmin Hilsendegen, sagte, die traditionelle Bewässerung könne zur Lösung von gegenwärtigen Herausforderungen beitragen, etwa beim Hochwasser- und Klimaschutz sowie beim Schutz der Artenvielfalt.
In den Wiesen-Niederungen entlang des kleinen Flusses Queich zwischen Landau und Germersheim hat sich seit Jahrhunderten die traditionelle Bewässerung erhalten, die ohne Pumpen auskommt und nur das natürliche Gefälle nutzt. Im Frühsommer und im Hochsommer wird jeweils für kurze Zeit Flusswasser über ein langes Grabensystem über die Wiesen geleitet. Hölzerne Wehre steuern die Bewässerung. Die Wasserentnahme ist begrenzt. Es entsteht dabei ein großräumiges Mosaik aus überstauten, feuchten und weniger feuchten Flächen. Das Gebiet ist für seine große Artenvielfalt bekannt.
Zum immateriellen Kulturerbe der Unesco zählen lebendige Traditionen aus den Bereichen Tanz, Theater, Musik, mündliche Überlieferungen, Naturwissen und Handwerkstechniken. Rund 700 Bräuche, darstellende Künste, Handwerkstechniken und Formen des Naturwissens aus aller Welt werden nach Unesco-Angaben derzeit auf diesen Listen geführt.