Der Vormarsch der Sozialen Medien hat in den vergangenen Jahren auch vor der katholischen Kirche nicht Halt gemacht. Und selbst wenn das Internet und die eigentlich gar nicht mehr neue Art der Kommunikation nicht mehr wegzudenken sind: Franziskus ist der erste amtierende Papst, der in Zeiten von Smartphones und Social Media gestorben ist.
Beim Tod von Papst Johannes Paul II. 2005 hatte die Welt das Wort iPhone noch nicht einmal gehört. Die Mutter aller Smartphones kam Ende Juni 2007 in den USA auf den Markt, im November desselben Jahres war es dann auch in Europa erhältlich. Facebook gab es zwar schon, gegründet 2004 – doch in der heutigen Form war es noch undenkbar. Twitter, heute X, kam im März 2006 dazu, Instagram 2010, TikTok 2016.
Als am Ostermontag wenige Stunden nach dem Tod von Franziskus die Glocke des Petersdoms läutete, hielten die Menschen, die auf dem Platz vor der Basilika in Rom anwesend waren, inne – und ihre Handys hoch, um die Glocke und ihren Klang im Video festzuhalten.
Ein Moment. Aber so schnelllebig, wie die Posts in den sozialen Netzwerken nun einmal sind, so schien auch die Stimmung auf dem Petersplatz an diesem Tag. Die Massen der Gläubigen, die sich nach dem Tod des Papstes dort versammeln – sie blieben aus. Statt einer Menge, die immer größer wird, war es am Ostermontag vor dem Petersdom eher ein Kommen und Gehen.
Ein Phänomen, das schon während der fünf Wochen, die Papst Franziskus im Februar und März dieses Jahres im Krankenhaus verbracht hatte, deutlich wurde. Anders als von langjährigen Vatikanbeobachtern erwartet, kamen auf den Vorplatz der Gemelli-Klinik immer nur vereinzelt Menschen, manchmal in kleinen Gruppen, um dem Papst in diesen Momenten nah zu sein. Das Blumenmeer wollte nicht anwachsen, die Medien zeigten wochenlang immer dieselbe schon leicht zerbeulte Kerze mit dem Gesicht des Papstes darauf.
Als Johannes Paul II. 2005 im Sterben lag, strömten die Menschen noch auf den Petersplatz, um dem Papst beizustehen. Heute reicht vielen auch ein „Daumen hoch“-Like oder nach dem Tod eines Menschen ein „RIP“ (Rest in Peace, Ruhe in Frieden) unter einem Foto in den sozialen Netzwerken, um ihre Anteilnahme auszudrücken.
Die sozialen Medien haben aber nicht nur den Umgang mit dem Tod von Papst Franziskus geprägt. Sie waren auch Teil seines zwölfjährigen Pontifikats. Wobei den ersten Tweet eines Papstes noch sein Vorgänger Benedikt XVI. absetzte. Am 12. Dezember 2012 schrieb er über den Account @pontifex: „Liebe Freunde! Gerne verbinde ich mich mit euch über Twitter. Danke für die netten Antworten. Von Herzen segne ich euch.“
Im März 2013 wurde der Argentinier Jorge Mario Bergoglio zu Benedikts Nachfolger bestimmt – und übernahm nicht nur die Leitung der katholischen Kirche, sondern auch den Twitter-Account. Fast täglich gab es dort in den vergangenen Jahren Worte des Papstes zu lesen. Mit Erfolg: 18,3 Millionen folgen dem englischsprachigen X-Kanal des Papstes, 5,2 Millionen dem italienischen. Der deutschsprachige Account @pontifex_de hat immerhin noch 676.000 Follower.
2016 trat Franziskus dann auch Instagram bei, der Vatikan teilt dort regelmäßig Fotos und Videos. Das bisher letzte zeigt den Papst am Tag vor seinem Tod, wie er am Ostersonntag von der Loggia des Petersdoms den Segen „Urbi et Orbi“ spendet.
Doch Franziskus machte vor allem in letzter Zeit immer wieder auch auf die Gefahren aufmerksam, die die technischen Entwicklungen mit sich bringen. Erst im Januar dieses Jahres forderte er in einer Audienz, dass jungen Menschen mehr Medienkompetenz und die Fähigkeit zum kritischen Denken vermittelt werden müsse.
Wenn die 133 Kardinäle zur Wahl des neuen Papstes am 7. Mai in die Sixtinische Kapelle einziehen (zwei der Wahlberechtigten haben aus gesundheitlichen Gründen ihre Teilnahme am Konklave abgesagt), sind Handys für sie tabu. Sie werden, bis sie einen Nachfolger für Franziskus gefunden haben, komplett von der Außenwelt abgeschirmt.