Schwerin. Ralf Gesatzky hat sich seine Leidenschaft für alte Kirchen bewahrt. Auch im Ruhestand klettert der 68-jährige Architekt eifrig unter Kirchendächern, fotografiert und zeichnet, forscht in Archiven und Büchern. Jetzt ist der gebürtige Westberliner als Bauforscher bei Kirchensanierungen für andere Architekten tätig, macht Zuarbeiten und Voruntersuchungen.
Gesatzky begann seine Laufbahn im Umweltbundesamt in Berlin und am Deutschen Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege in Fulda, ehe er 1992 Architekt in der Bauabteilung der damaligen Landeskirche Mecklenburg wurde. Im Mai 2013 trat er in den Ruhestand.
Schon früh nutzte er die Dendro-Chronologie, die Zeitbestimmung mit Hilfe von Wachstumsringen im Holz, um das Alter von Dachstühlen zu ermitteln. Auch heute noch hat er stets einen Bohrer parat, um Proben aus dem Kirchengebälk zu entnehmen, die dann von einem Spezialisten in Berlin untersucht werden. "Es wird das Todesjahr des Baumes bestimmt", sagt Gesatzky.
Die ältesten Kirchen des Nordens
Ralf Gesatzky fand heraus, wo die beiden ältesten Gotteshäuser der Nordkirche stehen: in Mecklenburg. In der Stadtkirche von Gadebusch fand er Hölzer vom romanischen Vorgängerbau aus dem Jahr 1206 und in der Dorfkirche von Lübow (bei Wismar) Dachwerkhölzer von 1210. Drittälteste die um 1216 erbaute Kirche in Keitum auf Sylt.
Auch entdeckte er Ende 2014, dass die Feldsteinkirche in Zahrensdorf (bei Boizenburg) mit Gipsmörtel gebaut wurde, was bis dahin unbekannt war. In Mecklenburg-Vorpommern gebe es nur sehr wenige Gipskirchen, sagt Gesatzky. Bei Sanierungen dieser Kirchen dürfe kein Zement verwendet werden, weil dies zu Salzbildung führe, die das Gemäuer sprengt. Anfang dieses Jahres begutachtete er die Pfarrkirche in Dargun (bei Demmin). Mit Hilfe dendrochronologischer Untersuchungen konnte eine Urkunde bestätigt werden, wonach Bischof Konrad 1232 an dem Ort eine Holzkirche eingeweiht hat.