Rostock. Anderthalb Tage wusste niemand, wo der Rostocker Gemeindediakon Arne Bölt ist – seine Frau nicht, die Innenstadtgemeinde, bei der er seit 2008 arbeitet, nicht. Sie wussten nur: Er war Freitag gegen 15 Uhr mit dem Auto Richtung Schweden gefahren. Weder kehrte er, wie abgesprochen, am Sonnabend früh zurück, noch gab es ein Lebenszeichen von ihm. Auch zu einer Jugendveranstaltung am frühen Abend, die er mit seiner Kollegin Sylvi Holz verantworten sollte, erschien er nicht.
Erst am Sonntagnachmittag kam dann die erlösende Nachricht: Während der Verabschiedung von Kirchenmusiker Karl Scharnweber konnte Innenstadtpastor Reinhard Scholl mitteilen, dass Arne sich gemeldet hatte und auf dem Weg nach Hause ist. Gesund.
Frau aus Syrien verzweifelt
Was war passiert? Arne Bölt ist in der Innenstadtgemeinde unter anderem für die Flüchtlingshilfe zuständig. Im Rahmen dieser Arbeit wollte er eine syrische Frau und deren zwei Kinder zu ihrem Mann und den beiden anderen Kindern nach Schweden bringen. Die Familie war, so wie viele andere Familien auch, auf der Flucht auseinander gerissen worden. Die Frau hätte nach dem Gesetz in Deutschland Asyl beantragen müssen. Doch das wollte sie auf keinen Fall – sie wollte zu der anderen Hälfte ihrer Familie.
Die Syrerin hatte mit den vier und fünf Jahre alten Kindern bereits einen Versuch unternommen, nach Schweden zu gelangen. Doch an der deutsch-dänischen Grenze war sie zurückgeschickt worden, nachdem ihr Pass eingezogen worden war. In Zusammenarbeit mit „Rostock hilft“ brachte man sie in einer Notunterkunft der Rostocker Südstadtgemeinde unter. Die Frau war psychisch am Ende, so Arne Bölt, alle halbe Stunde habe sie in ihrem Schneeanzug in der Tür gestanden und wollte zu ihrer Familie. So entschloss sich Bölt, sie per Auto über Dänemark nach Schweden zu bringen.
Die deutsch-dänische und die dänisch-schwedische Grenze passierten sie problemlos. In Schweden angekommen, „ging ich an der Grenze auf den erstbesten Polizisten zu und erklärte in englischer Sprache das Anliegen. Die Frau und Kinder wurden freundlich in einen Container gebracht“.