Artikel teilen:

Wie das Rote Sofa zum Erfolg wurde

Das Rote Sofa auf dem Kirchentag ist auch eine Erfolgsgeschichte der evangelischen Zeitungen. Dabei begann alles ein bisschen hemdärmelig. Ein Blick zurück.

Auch auf dem Kirchentag in Dortmund 2019 gehörte das Rote Sofa zu den Attraktionen
Auch auf dem Kirchentag in Dortmund 2019 gehörte das Rote Sofa zu den Attraktionenepd-bild / Stefan Arend

Das Rote Sofa der evangelischen Zeitungen gehört inzwischen zu den Attraktionen des Kirchentags. Drei Tage lang stehen dort Prominente Rede und Antwort – Comedians genauso wie Schauspielerinnen und Politiker. In diesem Jahr kommen zum Beispiel Bodo Ramelow, Vizepräsident des Bundestags, oder der Moderator und Arzt  Eckart von Hirschhausen auf die Bühne am Messepark in Hannover. Das genaue Programm zum finden Sie hier.

Alles begann 1996. Die kirchliche Welt schien noch in Ordnung. Der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) brummte. Alle vier Jahre strömten die Menschen zusammen, um zu sehen, was die evangelische Kirche zu bieten hat.

“Wir müssen was machen” – wie das Rote Sofa entstand

Nicht dabei: die Kirchenzeitungen. Zumindest nicht im offiziellen Programm. „Das war damals eine spannungsvolle Geschichte“, erinnert sich Wolfgang Riewe. Der Pfarrer war bis zum Ruhestand 2013 Direktor des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe und Chefredakteur der Zeitung „Unsere Kirche“. „Zusammen hatten wir mit den anderen evangelischen Zeitungen in Deutschland 300.000 Abonnentinnen und Abonnenten“, so Riewe. „Aber im Programm des Kirchentags kamen wir nicht vor.“ Warum? Für Riewe ist klar: „Es hatte auch mit mangelnder Wertschätzung der Programm-Verantwortlichen beim Kirchentag zu tun.“

Schon lange dachten sich die evangelischen Verleger und Chefredakteure: Das kann so nicht weitergehen. In der Konferenz evangelischer Medien- und Presseverbände (KEMPV), einem Zusammenschluss der Verlagshäuser, formte sich die Überzeugung: Wir müssen etwas tun.

1996, beim Kirchentag in Leipzig, war es so weit. Das Rote Sofa der Kirchenpresse ging an den Start. „Es war ein bisschen hemdsärmelig“, erinnert sich Riewe. „Wir hatten einen Pavillon, eine Bühne, ein paar Bänke davor.“ Dazu eine Musikgruppe. Der Kirchentag hatte sich nicht überzeugen lassen, das Rote Sofa ins Programm zu nehmen. Deshalb war Werbung für die Veranstaltung eigentlich nicht erlaubt. „Wir haben trotzdem Handzettel in der Fußgängerzone verteilt“, erzählt Riewe.

Rotes Sofa: Und plötzlich kamen die Leute

Dann die Überraschung: Die Leute kamen. „Der sächsische Medienverband hatte den Standort an der Thomaskirche besorgt. Wir waren mit unserem Roten Sofa so zentral, dass die Menschen an uns vorbeikommen mussten.“ Außerdem, so Riewe, sorgten die Namen der prominenten Interviewpartnerinnen und -partner dafür, dass das Rote Sofa in Mund-zu-Mundpropaganda weitergegeben wurde.

Ein Erfolg, der Mut machte. Bei allen Kirchentagen war das Rote Sofa seitdem dabei. Etliche Jahre skeptisch von DEKT-Planern beäugt. Irgendwann aber herzlich umarmt. Längst ist der „Talk der Kirchenpresse“ erfolgreicher und wertgeschätzter Teil des Programms. Auch in Hannover wird das so sein. Als Veranstalter tritt mittlerweile der Evangelische Medienverband in Deutschland auf (EMVD), Nachfolger der KEMPV. Mitglieder sind nicht mehr nur die evangelischen Zeitungen, sondern auch Verlage von Rundfunk, Büchern und das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP). Für Wolfgang Riewe, viele Jahre Vorsitzender von KEMPV und EMVD, ist das Rote Sofa eine herausragende Leistung: „Evangelische Publizistik zeigt, was sie gemeinsam auf die Beine stellen kann.“