Israel/Nahost-Konflikt/Antisemitismus, UK 24/2018 (Seite 4: „Zutiefst israelfeindliches Machwerk“, Seite 5: „Rote Linie Boykottaufruf“) und UK 26/2018 (Seite 14: Leserbrief „Der Nahe Osten braucht ein Wunder“)
Der Verfasser nennt Israel „die einzige Demokratie im vorderen Orient“. Dieser Meinung sind nicht einmal viele israelische Intellektuelle. So sagt der Schriftsteller David Grossmann im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ vom 24. Juni 2018: „Israel kann sich heute nicht wirklich als eine Demokratie bezeichnen“. Die gigantische israelische Armee wird nämlich seiner Meinung nach dazu gebraucht, ein Besatzungsregime aufrechtzuerhalten.
Der Boykottaufruf gegen israelische Waren wird mit dem NS-Aufruf „Kauft nicht bei Juden“ in eine Reihe gestellt. Dieser Vergleich hinkt gewaltig. Damals waren Juden eine verfolgte und entrechtete Gruppe in Deutschland. Heute ist der Staat Israel eine Militärmacht, die seit über 50 Jahren – entgegen vielen UNO-Resolutionen – eine völkerrechtswidrige Besetzung des Westjordanlandes betreibt und damit einem Palästinenserstaat das Existenzrecht abspricht.
Was dagegen tun? Gewalttätigkeiten dagegensetzen? Neue Terroranschläge? Das wollen die Initiatoren des Boykottaufrufes nicht. Aber Widerstand mit gewaltfreien Mitteln wollen sie. Zum Beispiel durch den Boykott israelischer Waren. Etwa so, wie in den 80er Jahren die evangelische Frauenhilfe Deutschlands gewaltfrei südafrikanische Waren boykottierte: „Kauft keine Früchte der Apartheid“. Anfangs wurde diese Aktion auch belächelt und bekämpft, heute denkt man dankbar daran zurück. – Im Übrigen sollte sich ein Boykott nicht nur auf Bananen und Orangen beziehen, sondern auch auf den Ankauf von Drohnen, diesen fliegenden Tötungsmaschinen, die unsere Bundeswehr jetzt von Israel kaufen will.
Dem Schlusssatz des Leserbriefes kann man nur voll zustimmen, wonach der Nahe Osten ein Wunder braucht, damit es Schritte der Versöhnung und eines gerechten Friedens geben kann.
Hans-Jürgen Meier, Detmold
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