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„What The Falafel“: Multireligiöse Comedyshow in Berliner Friedrichstadtkirche

Ein erfrischendes Comedy-Format in Berlin bricht mit Stereotypen und sorgt für Lachtränen. Und das in einer Kirche!

Der muslimische Stand-up-Comedian Amir Shahbazz
Der muslimische Stand-up-Comedian Amir ShahbazzImago / Funke Foto Services

Was hat ein Falafel mit Humor zu tun? Und kann Comedy in einer Kirche wirklich witzig sein? Diese Fragen stelle ich mir vor Beginn der multireligiösen Comedy-Show „What The Falafel“. Eingeleitet wird der Abend von Christina Sawatzki, sie ist Studienleiterin für interreligiösen Dialog an der Evangelischen Akademie und Organisatorin des Abends. Der Auftritt findet in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin-Mitte statt, eingeladen wurden die Comedians von dem Netzwerk „Grenzgänge“. Dazu gehören die muslimische Alhambra Gesellschaft, die Evangelische Akademie, das Berliner Missionswerk und Berliner Gemeinden.

Doch wer sind die vier Männer, die auf der Bühne stehen? Boujemaa Tajjiou ist Moderator des Abends und gemeinsam mit Navid Wali Gründer des Comedy-Formats, das ursprünglich aus Frankfurt am Main stammt. Im Alltag arbeiten die beiden im Bereich der Extremismusprävention in Beratungsstellen, aber auch online und auf Social Media.

Amir Shahbazz, Abeku Okyere und Vladislav Hirschfeld zu Gast

Boujemaa erzählt von seinem Beruf, seiner marokkanischen Herkunft und erklärt humorvoll, wie sich unsere Sprache immer mehr wandelt. Nach ihm folgen drei Künstler: Amir Shahbazz, Abeku Okyere und Vladislav Hirschfeld. Alle sind unterschiedlicher Herkunft und mit lustigen Geschichten und Anekdoten im Gepäck.

 

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„Die Idee hinter dem Programm ist sichtbar zu machen, dass Menschen verschiedener Religionszugehörigkeiten gemeinsam Comedy machen“ für Boujemaa ist das selbstverständlich. „Es ist kein wirklich neues Format: Einfach eine Show, also ein Moderator und mehrere Künstler“, erklärt er. Es ist keine Pflicht, über Religion oder Glauben zu reden – die Künstler gehören zwar zu verschiedenen Religionen an, aber was sie auf die Bühne bringt, ist eigentlich der Wunsch, gute Laune zu verbreiten. Wenn Sie dabei Klischees aus dem Weg räumen, umso besser. Trotzdem gibt es Themen, die bei allen Künstlern vorkommen, wie zum Beispiel die Herkunft von Namen, das Thema Migration oder die Beziehungen zu den Eltern.

Identität stärken durch Comedy

Boujemaa beschreibt, wie sein Vater traurig ist, nicht mit dem Beruf seines Sohnes angeben zu können. Dieser sei nun mal kein Arzt oder Pilot, sondern arbeite im Gefängnis und in der Extremismus- und Gewaltprävention. Boujemaa und seine Kolleg*innen teilen gerne ihre Geschichten, denn sie sind überzeugt, dass durch jede Perspektive Neues gelernt wird. Boujemaa erklärt: „Ich glaube, dass Comedy und auch andere Kunstformen wie Musik oder Theater dazu beitragen, sich selbst zu reflektieren und wahrzunehmen – und seine Identität zu stärken.“ Das Ziel ist es, Andere zu stärken. So, meint Boujemaa, wird man auch weniger empfänglich für eindimensionale Hassbotschaften. Menschen in ihrer Glaubensidentität zu bestärken, aber eben auch andere Religionen verständlicher zu machen, das ist der Gedanke von „What The Falafel“. Aber am wichtigsten bleibt: andere zum Lachen zu bringen.

Das Publikum im Kirchenschiff klatscht viel und wird eingeladen, selbst zu erzählen oder einen Witz auf die Bühne zu bringen. Es werden Berufe geraten, Beziehungen analysiert und Deutsche Kinderlieder unter die Lupe genommen. Denn für Amir Shahbazz ist die Vorstellung von einem „Mann im Mond“ oder einem einsamen „Männlein im Walde“ eher beunruhigend als süß. Nach zwei Stunden ist der Abend zu Ende, dabei hat das Programm gefühlt erst vor fünfzehn Minuten begonnen.

Und die Falafel? Diese kleinen Teigbällchen stammen ursprünglich aus dem Nahen Osten, werden aber auch in Deutschland sehr gern gegessen. Darüber sind sich alle einig.