Kurz und kompakt, aber wichtig als Vorbereitung auf das, was kommt: So unterstrich Ulf Schlüter, Theologischer Vizepräsident und kommissarischer Leiter der Evangelischen Kirche von Westfalen, die Bedeutung der Tagung der Landessynode, die heute stattfand. Denn die 153 stimmberechtigten Synodalen kamen, wie bei den Frühjahrstagungen in Westfalen mittlerweile üblich, ausschließlich per Videoschaltung zusammen.
Finanzen, Änderung der Kirchenordnung, Reformen – im Mittelpunkt stand der Austausch über Herausforderungen, mit denen die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) derzeit zu tun hat. Damit bereiteten die Synodalen die deutlich längere und ausführlichere Tagung vor, zu der sie im November dann wieder in Präsenz zusammenkommen werden.
Kirchenordung wird überarbeitet
So wurden die Mitglieder der Synode über den Stand der Haushaltskonsolidierung informiert und erhielten einen Ausblick auf die mittel- und langfristige Entwicklung. Auch die laufende Überarbeitung der Kirchenordnung, die seit 1953 die verfassungsähnliche Grundlage der EKvW bildet, war Thema. Weitere Diskussionspunkte betrafen die künftigen Dienstverhältnisse von Pfarrerinnen und Pfarrern sowie die Fortführung des Prozesses „Kirche in Vielfalt“.
Verdachtsfall sexualisierter Gewalt in Siegen stand im Mittelpunkt
Besonders im Mittelpunkt stand ein Verdachtsfall sexualisierter Gewalt aus dem Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein. Ein unabhängiges Gutachten hatte bestätigt, dass ein Kirchenmusiker über Jahrzehnte hinweg seine Machtposition gegenüber jungen Orgelschülern ausgenutzt und sexuelle Übergriffe begangen haben soll. Der Fall hatte im im November 2023 zum Rücktritt der damaligen Präses Annette Kurschus geführt, deren Rolle im Umgang mit den Vorwürfen kritisiert worden war.
Schlüter sagte, nach der Untersuchung dieses Falls durch die Firma Deloitte werde es auch Konsequenzen für die kirchenmusikalische Ausbildung geben. „In dem Bereich muss sehr genau hingeschaut werden, wie Schutzkonzepte anzupassen sind und wie Sicherheit für Auszubildende geschaffen werden kann“, betonte der Theologe, der die viertgrößte deutsche Landeskirche bis zum Amtsantritt der neuen Präses Adelheid Ruck-Schröder Mitte Juni kommissarisch leitet.
Präventions- und Interventionsverfahren sollen verbessert werden
„Wir werden die Vorschläge des Berichts prüfen, etwa im Blick auf mögliche Pflichtverstöße Beteiligter und daraus gegebenenfalls noch abzuleitende Verfahren“, sagte Schlüter. Die Verfahren der Prävention und Intervention sollten verbessert werden. Das Gleiche gelte für die Kommunikationsprozesse, die nicht transparent gewesen seien. Die Mängel und Konflikte im Umgang der Landeskirche mit dem mutmaßlichen Missbrauchsfall müssten offen angesprochen werden, auch wenn sie unangenehm, peinlich und schmerzhaft seien.
Während einige Stimmen davor warnten, Einzelpersonen wie Annette Kurschus zum Sündenbock für ein umfassenderes institutionelles Versagen zu machen, betonten andere die Notwendigkeit, Missbrauchsfälle umgehend zu melden und die bestehenden Richtlinien strikt einzuhalten. Die Betroffenen, sagte die Siegener Superintendentin Kerstin Grünert, begrüßten ausdrücklich, dass der Fall nun ausführlich und öffentlich aufgearbeitet wird.
Herbstsynode erstmals mit neuer Präses
Die Ergebnisse der Beratungen werden in den kommenden Monaten in Ausschüssen und Gremien vertieft. Auf der Herbstsynode, die vom 23. bis 26. November in Bielefeld stattfindet und erstmals von der neuen Präses Adelheid Ruck-Schröder geleitet wird, sollen dann die Ergebnisse vorgestellt und gegebenenfalls Beschlüsse gefasst werden. UK/epd
Die Studie zum Verdachtsfall zum Nachlesen: https://www.evangelisch-in-westfalen.de/fileadmin/user_upload/Aktuelles/2025/05_Mai/Bericht_Fall_Siegen.pdf