Anlässlich des Welttoilettentags der Vereinten Nationen am kommenden Sonntag (19. November) werben Experten aus Bremen für dezentrale Lösungen im Globalen Süden. Sickergruben und zentrale Kläranlagen seien in den Städten vieler Länder keine Lösungen, teilten die Fachleute der Bremer Arbeitsgemeinschaft für Überseeforschung und Entwicklung (Borda) am Montag mit. „Sickergruben gefährden das Grundwasser, und zentrale Kläranlagen haben einen zu großen Frischwasserverbrauch.“
Die Lösung seien nachhaltige, dezentrale und auf lokale Gegebenheiten angepasste Abwasser-Aufbereitungsanlagen, erklärte Borda-Geschäftsführerin Judith Ringlstetter. Mittlerweile habe die Bremer Organisation mit diesem Konzept die Lebensbedingungen von mehr als einer Million Menschen in 25 Projektländern des Globalen Südens verbessert. In Schulen, Wohnheimen, Krankenhäusern, Verwaltungen oder auch kleinen und mittleren Unternehmen seien mehr als 3.500 dezentrale sanitäre Einrichtungen installiert worden.
Das aufbereitete und gereinigte Wasser könne entweder zum Begießen einer Gartenanlage verwendet werden oder werde in einen nahegelegenen Wasserkörper geleitet, hieß es. Das im Reinigungsprozess entstandene Biogas könne für die Stromversorgung der Anlage oder der Kommune verwendet werden. Seit ein paar Jahren werde auch daran gearbeitet, Fäkalschlämme aus Latrinen zu nährstoffreichem Dünger zu verarbeiten.
Nach Angaben der „German Toilet Organization“ in Berlin haben weltweit etwa 3,6 Milliarden Menschen keine sichere und hygienische Sanitärversorgung. Rund 494 Millionen Menschen müssten ihr Geschäft im Freien verrichten. Die Folgen seien Krankheiten wie Cholera, Typhus, Polio oder Hepatitis A. Eines der globalen Nachhaltigkeitsziele ist, dass bis 2030 alle Menschen Zugang zu sicheren Toiletten und sauberem Trinkwasser haben.