Am 10. Januar ist der Welttag des Papiers. Das Material spielt in vielen Alltagssituationen eine Rolle – Verbrauch steigend. Trotz Digitalisierung sei es immer noch alternativlos, ist sich eine Buchbindemeisterin sicher.
Kaum ein anderes Material hat so viele technische Neuerungen und gesellschaftliche Trends überdauert. Papier ist eines der ältesten und vielseitigsten Produkte der Menschheit und in seiner einfachen Genialität unerreicht. Auch deshalb spielt Papier in fast allen Bereichen der Gesellschaft eine Rolle – auch im digitalen Zeitalter, wie die Zahlen zeigen.
Laut der World Paper and Paperboard Packaging Statistics der European Association of Paper Producers (CEPI) hat der weltweite Papierverbrauch im Jahr 2023 etwa 400 Millionen Tonnen erreicht. Insbesondere in Schwellenländern, wo Lebensstandard und Konsum steigen, nehme der Verbrauch stetig zu.
“Papier ist das beste Speichermedium, das wir haben. Und bis heute, trotz aller Digitalisierung, alternativlos”, sagt Julia Flögel. Die gebürtige Berlinerin leitet gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Frauke Grenz seit nunmehr 13 Jahren die Papierwerkstatt Friedrichshagen. In dem dörflich anmutenden ruhigen Kiez im südöstlichsten Bezirk Berlins nutzen sie dafür eine alte Druckerei, in der noch die alten Druckmaschinen und Bleisatzstempel vorhanden sind. Sie selbst bezeichnet das, was sie hier fabrizieren, liebevoll als Maßschneiderei für Papier.
Die meiste Zeit verbringt Buchbindemeisterin Julia Flögel in der Werkstatt damit, alte Bücher zu restaurieren. Die Objekte, die auf ihrer Werkbank landen, sind meistens alte Schätze aus privaten Beständen. “Das Kochbuch von Oma, alte Kinderbücher oder die Hausbibel, die Leute bringen ein Stück Familiengeschichte zu uns”, erzählt Flögel und fügt in feinstem Berliner Dialekt hinzu: “Dit kannste nich koofen.” Aber bewahren: Mit Knochenleim und Japanpapier repariert sie ausgerissene Stellen oder fertigt aus Leder neue Einbände.
Die Digitalisierung und der Wandel von Print- zu Online-Medien haben die Nachfrage nach Papier zwar in bestimmten Bereichen verringert. In Deutschland liegt der Papierverbrauch pro Kopf aber immer noch bei rund 200 Kilogramm jährlich. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt etwa 22 Millionen Tonnen Papier produziert und konsumiert. Damit gehört Deutschland zu den größten Papierverbrauchern weltweit. Besonders stark gefragt sind Verpackungen, Hygieneprodukte und Tissue-Papiere.
Allerdings ist Deutschland auch ganz vorne mit dabei, wenn es um Recycling geht. Laut Bundesumweltministerium wird hierzulande mehr als 70 Prozent des verbrauchten Papiers recycelt – ein beachtlicher Wert im Vergleich zu anderen Ländern. Weltweit liegt die Recyclingquote immerhin bei 58 Prozent. Dennoch bleibt die Frage nach der Umweltfreundlichkeit des gesamten Papierkreislaufs ein zentrales Thema, wenn es um nachhaltigen Konsum geht.
“Papier ist grundsätzlich ein nachwachsender Rohstoff, der aus Holz, einem natürlichen Material, hergestellt wird”, erklärt Julia Flögel, “Allerdings ist die Qualität der Forstwirtschaft entscheidend für die Nachhaltigkeit von Papierprodukten.”
Zertifizierungen wie der Forest Stewardship Council (FSC) oder das PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) garantieren, dass das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt – derzeit gilt das für etwa zehn Prozent des weltweit verbrauchten Papiers. Auch in der Kreislaufwirtschaft spielt Papier eine Schlüsselrolle: Durch das Recycling von Papier und die Nutzung von Papierprodukten, die ohne schädliche Chemikalien und in einem geschlossenen Kreislaufsystem produziert werden, kann die Belastung für die Umwelt reduziert werden.
Der Welttag des Papiers am Freitag erinnert daran, dass Papier trotz der fortschreitenden Digitalisierung nach wie vor eine zentrale Rolle in der Gesellschaft spielt – und spielen wird. Dessen ist man sich in Berlin-Friedrichshagen sicher. “Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt”, sagt Flögel. Regelmäßig kämen Geburtstagsrunden oder Betriebsausflüge in die Werkstatt; die Ferienworkshops für Kinder seien grundsätzlich ausgebucht.