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Weltkriegsgedenken im Bundestag: Klöckner erinnert an Leid von Frauen

Zum Auftakt einer Gedenkstunde an das Ende des Zweiten Weltkriegs hat die Bundestagspräsidentin an das Leid einer Gruppe erinnert, die oft vergessen wird. Und Kritik an Russland geübt.

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner spricht in der Gedenkstunde zum 8. Mai im Bundestag über das Leid von Frauen im Zweiten Weltkrieg
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner spricht in der Gedenkstunde zum 8. Mai im Bundestag über das Leid von Frauen im Zweiten WeltkriegIMAGO / Bernd Elmenthaler

Mit einer Gedenkstunde hat der Bundestag am 8. Mai an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren erinnert. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hob in ihrer Rede das Leid von Frauen hervor. „Natürlich waren Frauen im Zweiten Weltkrieg nicht frei von Schuld“, sagte Klöckner. „Aber gerade Frauen und Mädchen mussten viel Leid ertragen, sexuelle Übergriffe, im und auch nach dem Krieg. Sie sind die häufig übersehenen Opfer eines jeden Krieges.“

Den Zweiten Weltkrieg bezeichnete Klöckner als den brutalsten Krieg der Menschheitsgeschichte: „Nahezu überall in Europa begingen die deutschen Besatzer Kriegsverbrechen. In Ost- und Mitteleuropa führten sie einen rassistischen Vernichtungskrieg, der auf die Auslöschung ganzer Völker abzielte.“

Gegen Geschichtsvergessenheit

Zugleich beklagte die Bundestagspräsidentin auch mit Blick auf den millionenfachen Mord an den Juden in Europa: „Das ungeheuerliche Ausmaß der deutschen Verbrechen ist bis heute nicht allen bewusst. Oder schlimmer noch: Viele wollen sich damit gar nicht mehr beschäftigen. Dieser Tendenz entgegenzuwirken – auch dazu dient das Gedenken am 8. Mai.“

Scharfe Kritik übte Klöckner an den für Freitag geplanten Feierlichkeiten in Moskau, „die im Namen der Befreier von damals den Krieg gegen die Ukraine heute rechtfertigen sollen. Was für ein Missbrauch der Geschichte! Bucha, Irpin, Mariupol: Und wieder werden Mädchen und Frauen zu Opfern sexualisierter Gewalt, eingesetzt als Kriegswaffe.“

Mit Blick auf den russischen Krieg gegen die Ukraine fügte Klöckner hinzu: „Lange haben wir uns und den Frieden als unantastbar gefühlt. Jetzt müssen wir wieder umdenken. Um Frieden und Freiheit zu bewahren, müssen wir in der Lage sein, uns auch militärisch zu verteidigen. Am 80. Jahrestag des Kriegsendes geht es ums Erinnern – und gleichzeitig um unseren Auftrag: Wer befreit wurde, ist verpflichtet, zu verteidigen. Die Freiheit.“

Vertreter Russlands nicht eingeladen

Auf der Tribüne verfolgten unter anderen der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing die Gedenkstunde in deren Verlauf auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach. Ebenfalls anwesend war eine heute 82 Jahre alte Frau, deren Mutter im Sommer 1945 an der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien vergewaltigt worden war. Vertreter von Russland und Belarus sowie aus Venezuela, Iran, Myanmar, Nicaragua oder Nordkorea waren nicht eingeladen, wie die Pressestelle des Bundestags auf Anfrage im Vorfeld mitteilte.