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Weltfrauentag: Rechte in Gefahr, Hilfe schrumpft

“Frauen und Mädchen haben heute keinen Grund zu feiern” – Entwicklungsministerin Schulze redet Klartext zum Internationalen Frauentag. Auch kirchliche Akteure fordern Besserungen.

Die Zahl der getöteten oder vergewaltigten Frauen hat sich von 2022 auf 2023 laut UN-Angaben verdoppelt – das ist nur eine von zahlreichen Anklagen in den Appellen zum Weltfrauentag am heutigen Samstag. Die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) betonte in ihrem Statement in Berlin: “Frauen und Mädchen haben heute keinen Grund zu feiern, stattdessen müssen sie kämpfen. Denn die Angriffe auf die Rechte von Frauen haben weltweit zugenommen, genau wie frauenfeindliche Propaganda und Politik.” Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte am Freitag bereits erklärt: “Global erleben wir, wie populistische Parteien den Eindruck erwecken wollen, Gleichstellung sei eine fixe Idee progressiver Kräfte.”

Schulze verwies zudem darauf, dass gleichzeitig die Finanzierung von internationalen Projekten zur Stärkung von Frauen und Mädchen drastisch zurückgefahren werde. “Das ist brandgefährlich. Wenn Mädchen nicht in die Schule gehen können, schadet das der Entwicklung ganzer Gesellschaften. Wenn sie nicht lernen, wie sie verhüten können, dann kommt es zu mehr ungewollten Schwangerschaften und zu höherer Müttersterblichkeit. Wenn ihnen durch Zwangsheirat die Kindheit genommen wird, fehlen die Chancen für Entwicklung und ein Leben in Würde.” Frauen seien die Hälfte der Menschheit, ihnen müsse auch die Hälfte der Macht gehören. Damit würden alle Menschen von mehr Gleichberechtigung profitieren.

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch forderte von der Politik bessere Rahmenbedingen für Frauen. Diese Verbesserungen sollten auch bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer Bundesregierung eine Rolle spielen, erklärte Koch in einem Beitrag für den RBB-Hörfunk.

Es sei wichtig, Frauen in Gesellschaft und Kirche noch mehr zu unterstützen, um der Vielfalt der Lebensherausforderungen und Lebensmöglichkeiten von Frauen gerecht zu werden. “Nicht nur am heutigen Frauentag soll uns bewusst werden, dass wir verschiedene Lebensweisen zu respektieren und zu fördern haben, in denen Frauen ihr Leben gestalten und entfalten wollen: sei es im Beruf, als Mutter, in einem gesellschaftlichen oder kirchlichen Engagement oder auf andere Weisen, die sie für ihr Leben wählen”, so der Erzbischof.

Das katholische Hilfswerk missio Aachen lenkte den Blick auf die weltweite Lage. “Frauen und Mädchen sind eine der Gruppen, die am schwersten von Kriegen und bewaffneten Konflikten betroffen sind. Das erleben wir weltweit – in Myanmar, der Ukraine und auch im Ostkongo. Die internationale Staatengemeinschaft hat dieses Leid noch viel zu wenig im Blick. Das muss sich ändern”, forderte missio-Präsident Dirk Bingener. Das Hilfswerk werde in seiner Auslandsprojektförderung auf den erhöhten Bedarf von Frauen und Mädchen in Krisenregionen reagieren.

Die Vorsitzende des Verbandes kinderreicher Familien Deutschland, Elisabeth Müller, rief in ihrem Appell zum Internationalen Frauentag dazu auf, die tragenden und vielfältigen Rollen der Frauen anzuerkennen. “Dazu gehört neben der Akzeptanz unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle die Möglichkeit des schrittweisen Wiedereinstiegs durch Minijobs.” Es sei essentiell, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Familien zu stärken und wertzuschätzen, um allen Müttern gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen.