Der Direktor des UN-Welternährungsprogramms in Deutschland, Martin Frick, fordert von politisch Verantwortlichen in Israel, Hilfslieferungen an die Bevölkerung im Gazastreifen zu ermöglichen. „Wir können momentan nur darauf drängen, dass die Grenzen aufgehen“, sagte Frick am Dienstag dem Radiosender WDR 5 mit Blick auf die seit zwei Monaten bestehende israelische Blockade. In Gaza sei „einfach alles verbraucht.“ Die Bäckereien hätten kein Mehl mehr, und es gebe keinen Brennstoff mehr zum Kochen. Auch das World Food Programme (WFP) habe alle Unterstützungsmaßnahmen einstellen müssen.
Die Methoden der Menschen auf der Suche nach Nahrung würden immer verzweifelter, sagte Frick. „Wir wissen, dass Menschen im Abfall nach Lebensmitteln suchen.“ Weil es keinen Brennstoff mehr gebe, werde zum Kochen Müll verbrannt. „Aber selbst diese Mechanismen, mit denen die Menschen noch irgendwie versuchen, etwas zu essen, zu kochen, selbst die sind jetzt erschöpft“, erklärte er. Es sei allerhöchste Zeit, dass die Grenzen aufgehen.
Das WFP stehe bereit und habe 116.000 Tonnen Lebensmittel direkt außerhalb Gaza stationiert. „Das ist genug für eine Million Menschen für vier Monate“, betonte Frick. „Wir warten nur auf das Signal, dass die Lastwagen losfahren.“
Auf die Frage, ob als Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelieferte Lebensmittel auch an Hamas-Kämpfer gehen könnten, verwies Frick auf die langjährige Erfahrung des WFP in der humanitären Hilfe und das Verbot der kollektiven Bestrafung. „Wir können nicht über zwei Millionen Menschen verantwortlich machen und von Lebensmittelhilfe abschneiden, weil die Hamas immer noch die Geiseln festhält“, betonte er. „Und natürlich drängen wir darauf, dass die Geiseln so schnell wie möglich freigelassen werden müssen.“
Auslöser des jüngsten Nahost-Krieges war der Angriff der palästinensischen Terrorgruppe Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem Hunderte Menschen getötet und verschleppt wurden. Eine im Januar vereinbarte Waffenruhe wurde im März von Israel gebrochen. Seitdem blockiert die israelische Regierung Lieferungen in den Gazastreifen. Dort leben etwa zwei Millionen Menschen.