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Welternährungsforum eröffnet – Bioökonomie und Seuche im Fokus

Weg von den fossilen Rohstoffen, hin zur Bioökonomie: Das Welternährungsforum ist eröffnet und setzt eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft auf die Agenda. Aus aktuellem Anlass ist das aber nicht das einzige heikle Thema.

In Berlin ist am Donnerstag das Welternährungsforum eröffnet worden. Die Konferenz, an der am Wochenende rund 70 Agrarministerinnen und -minister aus aller Welt teilnehmen, steht in diesem Jahr unter dem Thema Bioökonomie, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium als Veranstalter mitteilte. Das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) findet zum 17. Mal und traditionell parallel zur Landwirtschaftsmesse Internationale Grüne Woche in Berlin statt.

“In einer Zeit, in der Konflikte zunehmen und die Welt Gefahr läuft, sich in Lager zu spalten, setzen wir mit dem GFFA ein Zeichen für Dialog und Zusammenarbeit”, erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin im Ministerium, Claudia Müller, zur Eröffnung. “Die großen Herausforderungen unserer Zeit – die Klimakrise, das Artensterben, Kriege und Konflikte – lassen sich nur gemeinsam lösen.”

Müller unterstrich die Rolle von nachhaltigen Lösungen für die Wirtschaft. Nachwachsende Rohstoffe an der Stelle von fossilen im Sinne der Bioökonomie könnten ein “echter Gamechanger” sein, so Müller. “Sie setzen auf erneuerbare Ressourcen und verbinden Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichem Fortschritt. Damit schützen sie Klima und Ressourcen, schaffen neue Chancen für Wertschöpfung und sichern Lebensqualität sowie Wohlstand.”

Das kirchliche Hilfswerk Misereor warnte davor, durch die Fokussierung auf die Wirtschaft den Ernährungszweck der Landwirtschaft aus dem Blick zu verlieren. “Die Nutzung landwirtschaftlicher Erzeugung in anderen Bereichen bietet viele Optionen, aber sie darf nicht in Konkurrenz zur Ernährung stehen oder Landraub anfeuern, wie es bisher immer wieder der Fall ist”, sagte Misereor-Landwirtschaftsreferent Lutz Depenbusch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Während einer Demonstration unter dem Motto “Wir haben es satt” am Samstag will das Hilfswerk einen Appell an das Welternährungsforum richten. Die Initiatoren des Protests kritisieren, dass sich Probleme in der Landwirtschaft auch deshalb nicht lösen ließen, “weil einzelne sehr gut am derzeitigen System verdienen”, so Depenbusch. “Gerade mit dem Blick auf die Wahlen ist es wichtig, dass die Ernährung aller Menschen, gerechte Einkommen in der Landwirtschaft und ein schonender Umgang mit unseren Lebensgrundlagen im Mittelpunkt stehen und nicht die Gewinninteressen einzelner Lobbygruppen.”

Misereor verweist darauf, dass weltweit 733 Millionen Menschen an Hunger litten sowie 3,1 Milliarden Menschen sich keine ausgewogene Ernährung leisten könnten. Eine Berechnung des Hilfswerks und Göttinger Wissenschaftler zeige, dass sich diese Armutslücke in der Welternährung durch weniger als zwei Prozent des globalen Einkommens schließen ließe.

Nach Angaben des Bundesagrarministeriums wird auf dem Welternährungsforum auch der aktuelle Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg Thema sein. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) werde das Forum nutzen, um über mögliche Export-Vereinbarungen vor dem Hintergrund des Virusausbruchs zu sprechen. Wegen der Infektion bei einer Wasserbüffelherde dürfen bei der Grünen Woche keine Paarhufer wie Rinder, Schweine und Schafe ausgestellt werden.