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Wegner: Krieg in Gaza darf nicht allen Juden angelastet werden

Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Niedersachsen, Gerhard Wegner, hat dazu aufgerufen, klar zwischen israelbezogenem Antisemitismus und legitimer Kritik am Staat Israel zu unterscheiden. „Was in Gaza geschieht, darf nicht den Jüdinnen und Juden in aller Welt angelastet werden“, sagte Wegner am Mittwochabend in Hannover zum Auftakt einer Vortragsreihe zu Antisemitismus und Judenhass. Umgekehrt sei „nicht jede Form von Kritik an Israel sofort als antisemitisch einzusortieren“.

Bei der Vortragsreihe unter dem Titel „Wo beginnt der Antisemitismus gegen Israel?“ werden bis zum 26. Juni bei insgesamt sechs Veranstaltungen aktuelle Entwicklungen und Umgangsweisen mit antisemitischen Übergriffen diskutiert. Veranstalter sind die Hochschule Hannover und die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Niedersachsen (RIAS). Zu den Referenten gehören unter anderem die Frankfurter Soziologie-Professorin Julia Bernstein, Stefan Lauer von der Amadeu Antonio Stiftung, der Generalsekretär der Evangelischen Akademien in Deutschland, Klaus Holz, sowie die Künstlerin Maria Kanitz.

Israelbezogenen Antisemitismus habe es bereits lange vor dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 gegeben, sagte Wegner. Er werde unter dem Deckwort „Israelkritik“ verbreitet und führe häufig zu einer Umkehrung von Tätern und Opfern. Seit dem 7. Oktober habe das Ausmaß der antisemitischen Übergriffe und der Dämonisierung Israels jedoch stark zugenommen.

Die Hochschule Hannover erläuterte, noch nie sei die Bedrohungslage für Jüdinnen und Juden so hoch gewesen wie nach dem Massaker der Hamas. Der explodierende Judenhass in weiten Kreisen von Kunst, Kultur und Wissenschaft sowie in vermeintlich emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen sei schockierend. Nicht wenige Fachkräfte seien im Umgang damit unsicher und fühlten sich überfordert.