Der Antisemitismus-Beauftragte des Landes Niedersachsen, Professor Gerhard Wegner, hat die Einrichtung eines jährlichen Tages der Solidarität mit Jüdinnen und Juden am 10. Juli begrüßt. Von einer solchen Aktion könne eine Signalwirkung ausgehen, sagte Wegner am Dienstag in Hannover. Viele Jüdinnen und Juden in Deutschland lebten seit dem Angriff der Hamas-Terroristen auf Israel am 7. Oktober in zunehmender Angst, sich frei zu bewegen, als erkennbar jüdisch aufzutreten oder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen: „Sie ziehen sich zurück und werden noch unsichtbarer.“
Der Tag der Solidarität, der am Mittwoch erstmals begangen wird, könne mit wenig Aufwand dazu beitragen, dass sie sich in Deutschland sicherer fühlten. Zudem sende die Aktion ein klares Signal gegen Antisemitismus, gegen die Verrohung der Gesellschaft und gegen Angriffe auf die Würde des Menschen. „In diesem Sinne hoffe ich, dass möglichst viele Menschen am Tag der Solidarität teilnehmen“, unterstrich Wegner.
Der Tag der Solidarität mit Jüdinnen und Juden wurde vom Verein „Demokratie und Information“ mit Sitz in München in diesem Jahr erstmals ausgerufen. Er soll in Zukunft regelmäßig begangen werden. Die Initiatoren rufen die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich an diesem Tag als Zeichen gegen den Antisemitismus mit „Schalom“ zu begrüßen, einen Davidsstern zu tragen oder eine Israel-Fahne aus dem Fenster zu hängen.
Der Termin am 10. Juli soll an die erste Theateraufführung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern. In Dresden wurde damals das Drama „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) gespielt, ein Stück für religiöse Toleranz.
Schirmherrin des Tages ist die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Schulen, Kirchen, Vereine, Behörden, Medien und andere Initiativen und Einrichtungen sind aufgerufen, eigene Aktionen dazu zu starten. Dokumentationsstellen hatten im Juni einen starken Anstieg judenfeindlicher Vorfälle in ganz Deutschland gemeldet.