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Was ein Museum für die Gesundheit und die Umwelt tun kann

Body Positivity mal anders: Eine Ausstellung im Bonner Museum Koenig zeigt, dass Umweltschutz nicht nur Verzicht bedeutet. Vielmehr kann jeder Einkauf den eigenen Körper positiv beeinflussen.

"What the Health – Eine Welt. Deine Gesundheit!", die neue Sonderausstellung im Museum Koenig Bonn
"What the Health – Eine Welt. Deine Gesundheit!", die neue Sonderausstellung im Museum Koenig BonnBarbara Frommann / Uni Bonn

“Herzlich Willkommen in unserem Supermarkt!” heißt es im Bonner Museum Koenig. Eine neue Sonderausstellung der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit dem Naturkundemuseum lädt zum Einkauf mit Lerneffekt ein. Denn: Ernährung ist der Schlüssel für die eigene Gesundheit und die des Planeten, so die Ausstellung. Jede Entscheidung beim Einkaufen hat Auswirkungen auf den eigenen Körper, die Umwelt und das Klima.

Besonders einer jungen Zielgruppe will die Ausstellung “What the Health – Eine Welt. Deine Gesundheit!” vermitteln, dass jede und jeder mit seinem Konsum und Lebensstil mehr Einfluss auf die Umweltkrise und die Verbreitung von Krankheiten hat, als viele denken. Die Ausstellung wolle zeigen, dass Umwelt- und Klimaschutz nicht mit Verzicht zu tun haben müssten, sagte der Generaldirektor des Naturkundemuseums, Bernhard Misof. “Vielmehr: Wenn du Gutes für dich selbst tust, tust du auch Gutes für die Umwelt.”

Gesunde Erde – gesundes Leben

Auch die Zusammenhänge in die andere Richtung thematisiert die Ausstellung, zum Beispiel, welche Auswirkungen die Umweltverschmutzung und Erderwärmung wiederum auf unsere Gesundheit hat – für die Lunge zum Beispiel mehr Feinstaubbelastung und längere Pollenbelastungen, die zu mehr Allergien und Asthma führen können. “Eine gesunde Erde ist die Grundlage für das Wohlbefinden von uns. Wir wollen nicht nur informieren, sondern auch zum Handeln anregen”, so die Initiatorin der Ausstellung und Professorin der Bonner Universität, Dagmar Wachten.

Die Sonderausstellung möchte Jugendlichen Anreize statt Zeigefinger vermittlen
Die Sonderausstellung möchte Jugendlichen Anreize statt Zeigefinger vermittlenBarbara Frommann / Uni Bonn

Es passt, dass die Schau in hellen, frischen Farben gestaltet ist, gut verständliche Schaubilder liefert und auf negative Fotos verzichtet: Keine Schweine in Massentierhaltung, keine qualmenden Schornsteine, keine Menschen mit Adipositas oder Raucherlungen. Dafür Tipps für und von Besucherinnen und Besuchern, die eigenen Gewohnheiten zu verändern, sich gesünder zu ernähren und andere zum Mitmachen zu motivieren. Außerdem die Möglichkeit zu Videocalls mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen.

Ausstellung ohne den erhobenen Zeigefinger

Die Ausstellung wird von einer Internetanwendung begleitet, mit der spielerisch der Wocheneinkauf an verschiedenen Regalen getätigt werden kann. Am Ende der Ausstellung gibt es für jeden, je nach Konsumtyp wie “Avocado”, “Kartoffel” oder “Cookie”, Rückmeldungen zum Lebensstil. “Nicht mit erhobenem Zeigefinger”, betont Projektleiterin Theresa Vonderheit. “Avocado”-Typen werden zum Beispiel dafür gelobt, auf gesunde Ernährung zu achten. Sie bekommen aber auch den Tipp, mit einem Saisonkalender mehr drauf zu achten, wann welche Nahrungsmittel in der Nähe wachsen und so vielleicht die Umweltbilanz etwas zu verbessern.

Wieso passt eine Ausstellung zu gesunder Ernährung in ein Naturkundemuseum, das vor allem für seine ausgestopften Tiere bekannt ist? Generaldirektor Misof findet für sein Haus mehr als die Darstellung biologischer Vielfalt wichtig: “Das Museum beschäftigt sich mit Mensch-Umwelt-Beziehungen. Und die haben eine wichtige Komponente, was die persönliche Gesundheit betrifft. Wir müssen lernen, auf uns selbst zu achten, dann achten wir automatisch auf die Umwelt. Das Thema wird für Naturkundemuseen in Zukunft noch wichtiger werden.” Bisher nehme dieser Zusammenhang keinen großen Platz im öffentlichen Diskurs ein.

Naturkundemuseum will Jugendliche erreichen

In der Verknüpfung der groß wirkenden Probleme wie Klimawandel oder Artensterben mit individuellen Interessen sieht Misof eine Chance, gerade bei der jungen Zielgruppe. “Besonders Jugendliche sind erpicht darauf, fit zu sein, gut auszusehen.” In der Entstehung der Ausstellung sei im Gespräch mit Jugendlichen deutlich geworden, dass “wir sie mit der eigenen Gesundheit, der eigenen Fitness auch für andere Themen kriegen”.

Ein konkretes Beispiel, dass beim nächsten Gym-Besuch hilft: Proteine tragen zur Stabilität von Organen und Geweben bei und spielen eine wichtige Rolle bei der Regeneration und Heilung von Muskelverletzungen. Sie kommen in Fleisch, Eiern und Hülsenfrüchten vor, erfahren die Besucher. Zweites Beispiel: Fett ist nicht nur etwas Schlechtes. “Fette sind die zweitwichtigsten Energielieferanten. Sie sind essenziell für unser Nerven- und Immunsystem, als Baustoff für Zellmembranen sowie zur Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen”, so heißt es.

Es gelingt der Ausstellung, den eigenen Lebensstil zu adressieren, ohne die großen Themen auszuklammern: Von Flächenverbrauch, Artensterben und Umweltverschmutzung bis zu Zivilisationskrankheiten wie Diabetes sowie Antibiotikaresistenzen durch Massentierhaltung, und auch die Ungerechtigkeit der Klimakrise, kommt alles zu Sprache. Aber in mundgerechten Portionen.