Der Hanser Verlag Berlin startet jetzt eine neue literarische Buchreihe über “die zehn wichtigsten Themen des Lebens”, wie er es nennt. Den Auftakt macht Autorin Theresia Enzensberger mit ihrem Essay zum “Schlafen”.
Wer liegt nicht manchmal nachts schlaflos im Bett, der Dunkelheit und banalen oder beängstigenden Gedanken ausgeliefert? Autorin Theresia Enzensberger (38) kennt das Phänomen aus eigener Erfahrung. Jetzt hat sie darüber einen Essay geschrieben. Er bildet den Auftakt der zehnteiligen Buchreihe “Leben”, die der Hanser Verlag Berlin am (heutigen) Montag startet. Neben “Schlafen” wird auch “Altern”, “Lieben” oder “Essen” von namhaften Autoren literarisch beleuchtet.
Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) sprach mit Theresia Enzensberger über erholsamen Schlaf, zehrende Schlaflosigkeit und den Schlaf als den Bruder des Todes.
KNA: Warum haben Sie über das Schlafen geschrieben – was interessiert Sie daran?
Theresia Enzensberger: Also, erst einmal werde ich selbst von Schlaflosigkeit geplagt, was natürlich dazu führt, dass man sich mehr mit dem Schlaf beschäftigt, als vielleicht andere Menschen. Aber der Schlaf ist auch einfach ein interessantes Feld: Er ist unmöglich zu beschreiben, eine Art phänomenologische Lücke, und gleichzeitig bestimmt er so viel von unserem Wachzustand: Unsere Laune, Produktivität – vor allem aber unsere Gesundheit.
KNA: Was ist die perfekte Schlafsituation für Sie persönlich: allein, zu zweit, geschlossenes Fenster oder nicht, dicke Socken oder nicht, Wärmflasche, heiße Milch…?
Enzensberger: Ich folge den Ratschlägen der Schlafmedizin und versuche, mich an reguläre Schlafenszeiten zu halten und abends keinen Bildschirm mehr anzuschauen. Aber das Problem ist ja, ab einem gewissen Grad der Schlaflosigkeit hilft keine Art der Selbstoptimierung – was uns vielleicht komisch vorkommt, wird doch immer und überall suggeriert, es sei nur eine Frage der Einstellung oder der Anstrengung.
KNA: Haben Sie beim Einschlafen manchmal Angst, dass Sie nicht mehr aufwachen? Anders gefragt: Inwieweit ist der Schlaf der Bruder des Todes?
Enzensberger: Der Schlaf ist als Bewusstseinsverlust natürlich auch irgendwie beängstigend – Schlafen bedeutet, die Kontrolle zu verlieren und sich zumindest mittelbar in die Obhut anderer zu begeben. Es ist eine Art Schwäche, und Schwäche wird in unserer Gesellschaft stigmatisiert. Deshalb frage ich in meinem Buch auch, ob der Schlaf als positives Bild der Schwäche fungieren könnte.
KNA: An welchen kuriosen Orten haben Sie schon einmal geschlafen?