Das Unesco-Welterbekomitee entscheidet am 27. oder 28. Juli in Neu-Delhi (Indien) über die Einschreibung des „Residenzensembles Schwerin“ in die Liste des Weltkulturerbes. Die Schweriner Welterbe-Koordinatorin Linda Holung beantwortete dem Evangelischen Pressedienst (epd) zuvor drei Fragen dazu.
epd: Wie aufgeregt sind Sie denn derzeit?
Linda Holung: Ich begleite den Prozess in Schwerin seit 2020 und habe gemeinsam mit dem Team viel Zeit und Herzblut in den Welterbe-Antrag „Residenzensemble Schwerin“ gesteckt. Daher bin ich natürlich aufgeregt. Wir alle sind aufgeregt, jetzt, wo die Entscheidung kurz bevorsteht. Gleichzeitig ist es die erste Unesco-Komiteesitzung, die ich live vor Ort verfolgen darf, darauf freue ich mich sehr.
epd: Was wird sich konkret für Schwerin ändern, wenn das „Residenzensemble Schwerin“ Unesco-Welterbe wird?
Holung: Die 37 Gebäude, Plätze und Gärten der Bewerbung stehen bereits jetzt unter Denkmalschutz. Mit der Aufnahme in die Welterbe-Liste verpflichtet sich Schwerin aber auch dazu, den sogenannten außergewöhnlichen universellen Wert, der Kern einer jeden Welterbe-Nominierung ist, zu bewahren.
Für mich stehen daher die neuen Möglichkeiten und Chancen im Vordergrund, wie wir zukünftig als Teil eines globalen Netzwerkes die Herausforderungen im Erhalt des Erbes lösen können. Dabei ist die Angst vor einer Art „Käseglocke“ aus meiner Sicht unbegründet. Das zeigen die bereits existierenden Welterbe-Stätten: Beispielsweise wurde das neu gebaute Ozeaneum in Stralsund im Juli 2008 in unmittelbarer Nähe zu dem seit 2002 bestehenden Welterbe „Altstadt Stralsund“ eröffnet. Oder die Tatsache, dass Altstädte beliebte Touristenorte, aber vor allem auch beliebte Wohnorte sind. Es lohnt sich also, diese zu bewahren.
epd: Wie schätzen Sie die „Mitnahme“ der Bevölkerung bei der Bewerbung ein? Haben eventuell andere Themen wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg mehr im Vordergrund gestanden?
Holung: Die Idee für die Welterbe-Bewerbung Schwerins kam aus der Bevölkerung. Sie wurde über Jahre durch bürgerschaftliches Engagement vorangetragen, etwa im Förderverein Welterbe Schwerin. Die Bewerbung begleitet Schwerin zudem schon deutlich länger als die jüngeren Krisen. Bereits seit 2014 sind wir Teil der deutschen Tentativliste.
Nichtsdestotrotz wird es bei einer erfolgreichen Bewerbung auch darum gehen, die Idee des Welterbes und des Residenzensembles Schwerin weiter zu vermitteln und das besondere Erbe Schwerins für alle erlebbar zu machen. Denn die besten Welterbe-Botschafter werden auch in Zukunft die Schwerinerinnen und Schweriner sein, die stolz auf ihre Stadt sind.