In München blieben im Mai 1925 Schulen und Ämter für einen Tag geschlossen. Grund waren die Eröffnungsfeierlichkeiten für das Deutsche Museum. Das Haus auf einer Isar-Insel ist bundesweit das meistbesuchte Museum.
Der Bauingenieur Oskar von Miller (1855-1934) hatte einen Traum: Ein Museum für die Technik in seiner Heimatstadt München. Gut vernetzt mit Wissenschaftlern seiner Zeit wie Rudolf Diesel, Albert Einstein, Thomas Alva Edison und Henry Ford sowie Leuten der Gesellschaft bemühte er sich ab 1903, dieses Vorhaben umzusetzen. Eine Karikatur zeigt ihn als Bettelmönch, wie er Spenden sowie Ausstellungsstücke erbittet und diese ihm gereicht werden. Der Erste Weltkrieg stoppte jedoch vorübergehend das Projekt. Am 7. Mai 1925, dem 70. Geburtstag von Miller, war es dann soweit: Das Deutsche Museum in München wurde mit viel Prominenz eröffnet.
Schon zwei Tage zuvor hatten Zehntausende Menschen die Straßen der Innenstadt gesäumt. Sie konnten beim 1,4 Kilometer langen Festzug dabei sein, weil Miller durchgesetzt hatte, dass wegen des Ereignisses Ämter und Schulen in München geschlossen bleiben sollten. Auf 60 Motivwagen wurden Flugzeuge transportiert, an Erfindungen wie den Buchdruck erinnert. Die Münchner Bäcker demonstrierten überdimensionale Semmeln und vom Wagen der Elektrizität sprühten Blitze. Die Stadt spendete sogar 47.000 Bedürftigen eine einmalige Zulage von einer Mark. Davon konnte man sich damals eine Maß auf dem Oktoberfest leisten oder zweimal ins Deutsche Museum gehen.
Die neue Attraktion hatte ihren Platz auf einer Insel inmitten der Isar gefunden, die jahrhundertelang als Floßgelände und Lagerbau für Bauholz und Holzkohle gedient hatte. Regelmäßige Überschwemmungen und eine fehlende Befestigung verhinderten, das Gelände als Wohngebiet zu nutzen. Nun aber war darauf nach Plänen von Gabriel von Seidl eines der ersten größeren Gebäude aus Stahlbeton errichtet worden. 1.500 solcher Pfähle wurden in den Kies gerammt. Das neue Material für den Museumsbau war bewusst gewählt, um auch hier den Stand der Technik aufzuzeigen.
Schon 1906 stapelten sich gut 9.000 künftige Ausstellungsgegenstände, bis 1925 sogar mehr als 55.000. Heute besitzt das Haus insgesamt 125.000 von denen gut 25.000 präsentiert werden. Ältestes Objekt ist ein rund 3,7 Milliarden Jahre zählendes Mondgestein, längstes ein Foucault’sches Pendel mit einem 60 Meter langen Drahtseil, an dem eine 30 Kilogramm schwere Bleikugel hängt. Mit einer Höhe von 3,1 Metern, einer Breite von 3,75 Metern und einer Länge von 42,4 Metern handelt es sich beim Militär-U-Boot-U1 um das größte Exponat. Dieses bringt zudem 98 Tonnen auf die Waage. Die Inventarnummer 1 trägt ein Quecksilberthermometer nach Reaumur.
Eine Weltneuheit war das Projektplanetarium. Großen Eindruck auf die Besucher machten auch die begehbaren Schiffsdecks und Laboratorien in Originalgröße. Zu den Lieblingen gehörte das Schaubergwerk. Dort wurde der Abbau von Kohle und Salz mit Figuren samt Pferdewagen gezeigt; auch eine Kapelle mit Sankt Barbara als Patronin und kleiner Orgel durfte nicht fehlen. Aufgrund der Generalsanierung des Hauses sind die Kulissen seit Ende Juni 2022 eingelagert. Auch der Saal mit der Hochspannungsanlage wird seither runderneuert. Dort setzten sich Besucher bedenkenlos in den Faraday’schen Käfig, da 220.000 Volt der Drahtgitterkugel nicht anhaben konnten.
Für großen Medienrummel sorgte 2024 der Beweis, dass die ersten Fotografien in Deutschland bereits 1837 entstanden sind. Das von Franz von Kobell aufgenommene Bild zeigt die Frauenkirche in München. Die nur vier mal vier Zentimeter große Aufnahme lagert lichtgeschützt in einem Kühlarchiv des Museums. Trotz massiver Bombenschäden überstand das Haus den Zweiten Weltkrieg. Seither sind weitere vier Außenstellen dazu gekommen: die Flugwerft in Schleißheim, das Verkehrszentrum in München sowie Dependancen in Bonn und Nürnberg. Als herausragend gelten auch die Bibliothek, das Archiv und die Werkstätten.